Die un/sichtbaren Grenzen des Liberalismus ...
Die un/sichtbaren Grenzen des Liberalismus als gestische Geschichte: Zur bildkritischen Historiographie Francesca Falks
An den Grenzen der Geschichte
Die im Herbst 2011 erschienene Dissertation von Francesca Falk, Eine gestische Geschichte der Grenze – Wie der Liberalismus an der Grenze an seine Grenzen kommt, entstand zu guten Teilen im Rahmen eines Graduiertenkollegs des Nationalen Forschungsschwerpunktes für Bildkritik. [1] Da die Autorin von Haus aus Historikerin ist und der Rheinsprung 11 Einblicke vermitteln soll in das Forschen und Schreiben an der Stätte seines Erscheines, ist diese Arbeit für eine Besprechung an dieser Stelle prädestiniert.
Falk untersucht die ikonische Konstituierung und Funktion territorialer Grenzen im liberalen politischen Denken und Handeln, wozu sie paradigmatisch eine bildkritische Begrifflichkeit und Perspektive in Anschlag bringt. Das Vermögen von Bildern, Sachverhalte so vor Augen zu führen, dass «das Evidente als das Notwendige» erscheint, möchte die Autorin hinsichtlich seiner historischen Kontingenzen überprüfen, bildkritisch die Evidenz von Grenzen problematisieren. Wobei Kontingenz und Evidenz nicht strikte Gegensatzpaare seien, vielmehr funktionierten sie verschränkt. Deshalb suche sie jene Orte auf,
«wo trotz vermeintlich generierter Grenzevidenz [...] die Grenzkontingenz sichtbar wird. Anhand konkreter historischer Konstellationen untersuche ich also einerseits, wie verschiedenen Arten von Grenzen [...] unter anderem über ein visuelles Programm evident gemacht werden, wie sich andererseits aber auch eine Tendenz zur Grenztransparenz etabliert, auch im Sinne einer Unsichtbarmachung der Grenze.» [2]
Dass dieses Vorhaben ein persönliches Anliegen der Autorin ist, wird auf den ersten Seiten deutlich. Denn sie verfasste ihre Studie nicht nur als Wissenschaftlerin, sondern auch als politisch engagierte Person, die die Funktion von Grenzen als Legitimationsinstanz von sozialer Zugehörigkeit und politischen Entscheidungen im liberalen Denken westlicher Staaten problematisieren möchte. [3]