>>
[1]

Dieter Roth, Trophies: 125 two-handed speedy drawings, 1 Bd., Stuttgart 1979.

 

Nanne Meyer im Gespräch mit Toni Hildebrandt,
Berlin, Atelierhaus Mengerzeile, 6. September 2011

T.H.: Die Formulierung Händigkeit der Zeichnung geht zurück auf eine eikones Summer School, die das Verhältnis von Zeichnen, Sehen und Denken, oder auch die Disposition von Auge, Hand und Geist zum Inhalt hatte. Während dieser Summer School im September 2011 haben wir viel über Dieter Roth und das Thema der Beidhändigkeit und Reversibilität gesprochen, etwa in Roths beidhändig gestaltetem Künstlerbuch Trophies. [1] Dieses Künstlerbuch war eine echte Trophäe für unser Thema.

N.M.: Dieter Roth habe ich noch persönlich kennengelernt. Er hat grossartige beidhändige Zeichnungen gemacht und insgesamt ein faszinierendes zeichnerisches Werk geschaffen. Als ich in den siebziger Jahren in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste studierte, war er eine Zeit lang Gastprofessor. Mit Gerhard Rühm, bei dem ich auch studiert habe, und den ich in seiner Vielgestaltigkeit als Schriftsteller, Musiker und Zeichner sehr schätze, hat Roth Konzerte gegeben. Dieter Roth hat ja letztlich alles gemacht: Filme, Skulpturen, Zeichnungen, Druckgraphik, Musik, und er hat auch geschrieben. Ich schätze ihn sehr. Ein weiterer wichtiger Künstler war und ist für mich Tomas Schmit, der damals auch in Hamburg eine Gastprofessur hatte. Jede Generation ist ja zunächst in hohem Masse beeinflusst von dem, was die vorangehende Generation und die Zeitgenossen machen.

T.H.: War Dieter Roth in diesem Sinne ein Vorbild für Ihr umfangreiches zeichnerisches Œuvre? Für eine Vielfalt, eine Mannigfaltigkeit der zeichnerisch-graphischen Produktion?

Ausgabe 03 | Seite 134  >>