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N.M.: Kartographien, Landkarten und der Blick auf die Welt von oben beschäftigen mich schon relativ lange. Ich möchte aber nicht die Welt kartographieren, sondern ich versuche mein Verhältnis zum Dasein zu formulieren. Jeder Mensch hat ein ganz eigenes Weltverhältnis, und es braucht eine gewisse Zeit, um diesem und damit sich selbst auf die Spur zu kommen. Nichts ist statisch und steht fest. Die Welt und das Leben sind ein schwankender Raum. Es gibt keine Sicherheit, Einstellungen, Emotionen, und auch Werte ändern sich. Ich fühlte mich sehr bestätigt zur Zeit der Wende. Hier, wenn man aus dem Fenster meines Ateliers sieht, ist der ehemalige Todesstreifen zu sehen, der bis 1989 unüberwindbar war. Heute wird da gegrillt und Fussball gespielt.

T.H.: Haben Sie in den achtziger Jahren schon hier in Berlin gelebt?

N.M.: Ich lebte in Hamburg, war aber in den siebziger und achtziger Jahren viel in Berlin. Hier hatte ich Freunde und auch meine ersten Ausstellungen in der Petersen Galerie Anfang der achtziger Jahre. Die Teilung der Stadt war eine Realität. Die Wende 1989 war für mich wie ein Wunder. Dass alles auch ganz anders sein könnte, liegt für mich als ständige Frage unter den Gegebenheiten. Sie berührt auch das Staunen über das, was Sichtbarkeit ist, was da ist, und was ich mit meinen Sinnen erfassen und nicht erfassen kann.

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