T.H.: Für ein Verständnis der Relation von Zeichnen und Denken ist die Temporalität des Zuges sicher ein möglicher Schlüssel. Jacques Lacan sprach von einer «Funktion der Hast» und praktizierte sie in der Sitzungsdauer. Bei Rosalind Krauss findet sich die Denkfigur einer überbordenden, überberstenden Geste. Fragwürdig wird damit meines Erachtens ein Zusammendenken von Intention, Wissen und Sehen auf der einen Seite, und dem spontanen, gestischen und vielleicht auch unbewussten Handeln des Zeichenzuges auf der anderen Seite. Sie legen sehr viel Wert auf die Langsamkeit der Zeichnung, die das wirklich Signifikative zeichnend herausstellt. Ich würde hierzu gern noch eine Überlegung von Peter Handke ins Spiel bringen. Er sagte in einem Gespräch: «Wenn man zeichnet, bleibt man lang vor einer Sache und man sieht im Zeichnen das Bezeichnende einer Sache, was man beim Fotografieren eben nicht sieht.»
Vielleicht können Sie noch einmal auf das Verhältnis von Beschleunigung und Entschleunigung, Hast und Ruhe im zeichnerischen Akt zu sprechen kommen.