N.M.: Die Befindlichkeit beim Zeichnen und damit auch die Geschwindigkeiten hängen mit den Absichten und Ansätzen, den Vorhaben, Inhalten, Konzepten und Anlässen, und nicht zuletzt mit den verwendeten Materialien und Zeichenutensilien zusammen. Es gibt Vorstellungen und Ideen, also Gedanken und innere Bilder, es gibt die Sichtbarkeit um mich herum, es gibt Linien und Zwischenräume und die Bewegung, die Rhythmik im Prozess des Zeichnens selbst. All das macht in unterschiedlichsten Gewichtungen den zeichnerischen Prozess aus und wirkt sich auf Hast oder Ruhe, Bedächtigkeit, Unruhe, Geschwindigkeit aus. Es verweben sich immer mehrere Aspekte miteinander und helfen, etwas sichtbar zu machen, was ich so vorher nicht wusste, gesehen habe bzw. was so vorher nicht da war.
T.H.: Ich denke, es ist auch absolut notwendig, eine kritische Position gegenüber einer Ideologie der Unmittelbarkeit und der Präsenzästhetik einzunehmen. Wenn man etwa an einen Künstler wie Hans Hartung denkt, ist das implizite Kalkül heute kaum zu übersehen. Das Kalkül ist eigentlich erst die Bedingung einer möglichen, nichtintentionalen Improvisation und Spontaneität. Was diese Kategorien letztlich bedeuten, wird so erst eigens fragwürdig. Vielleicht ist die zeichnerische Geste eine Utopie. Sie ist nur Vektor und damit nur Bild einer gerichteten Kraft. Die Vorstellung einer verbildlichten gestischen Zeichnung erschöpft sich aber spätestens im Eindruck redundanter Zeichnungen.