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In der Handzeichnung kann man nicht alles ausradieren oder durch Übermalen korrigieren, man hat auch nicht die Korrekturmöglichkeiten des Computers, um etwas rückgängig zu machen, und darin liegt eine grosse Chance. Mit den Spuren, mit dem, was ich gemacht habe, muss ich zurande kommen, muss ich arbeiten. Das ist aufregend und mit Risiko verbunden. So entsteht Reibung, neue Energie und dadurch oft etwas Überraschendes, Neues, etwas, das nicht allein über das Denken, sondern nur im Zusammenspiel mit dem Zeichnen hervorgebracht werden kann.

T.H.: Es scheint mir, dass Intention und Wille, aber dann auch Zufall, wenn Sie so wollen eine Art «Blindheit», und der Ereignischarakter der Zeichnung bei Ihnen immer schon vorbewusst ineinander verschränkt sind.

N.M.: Es gibt Künstler, die absoluten Prozess- und Blindzeichner, die die Kontrolle ganz abgeben und die Zeichnung ausschliesslich aus diesen Prozessen heraus generieren. Das ist nicht mein Zugang. Blindheit verstehe ich mehr im Sinne von anfänglicher Unbestimmtheit, von Unschärfen, die durch ein tastendes und suchendes Zeichnen allmählich eine Form finden.

<<  Ausgabe 03 | Seite 140  >>