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Dazu und zu verschiedenen Zeichendispositiven überhaupt Pichler und Ubl, Vor dem ersten Strich (Anm. 6).

 

Während ihr, um die untere Kante zu stabilisieren, immer noch der eigene Körper als Widerlager dienen kann, muss der obere, zum Modell hin weisende Teil des Zeichenblattes mit der Hand stabilisiert werden. Diese Hand erfüllt dabei noch weitere Aufgaben: Sie sichert die Verbindung zwischen dem Zeichenblatt und der festeren Unterlage, verhindert also, dass das Zeichenblatt verrutscht; und sie sichert den Bezug zwischen der räumlichen Ausrichtung von Unterlage und Zeichenblatt einerseits, Körper der Zeichnerin andererseits. Die Unterlage und das Zeichenblatt sind zwischen Hand und Körper eingespannt und stehen, obwohl selber in Schräglage, im Bezug zu der vom Oberkörper der Zeichnerin gebildeten Achse. Aber von welcher Hand sprechen wir? Offenkundig sind zwei Hände im Spiel. Die eine sichert Unterlage und Blatt, die andere führt den Zeichenstift und stützt sich dabei selber auf dem Blatt und der Unterlage ab, die von der anderen Hand in Position gehalten werden. [26]

Genau diese komplexe, den gesamten Körper und verschiedenartige Utensilien involvierende Zeichenszene hat Maso Finiguerra bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf mehreren Handzeichnungen veranschaulicht: so sind in seinen Skizzen beispielsweise junge Lehrlinge zu sehen, die auf dem Boden oder einem Schemel sitzend das Blatt auf ihrer Zeichenunterlage festhalten und in den Akt des Zeichnens vertieft sind [Abb. 6].

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