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[18]

Vgl. Bruce Nauman – Mapping the Studio (Anm. 4), Abb. S. 16.

 

Das Assoziieren der Geste des Zeichnens mit dem Ausführen banaler Fingergymnastik oder obszöner Gebärden führt zur Darstellung von ‹linkischen› Händen, die nur aus Daumen bestehen.

Die Kritik am Kult um die Künstlerhand und die ständige Befragung der Rolle des Künstlers, die Nauman bereits 1967 in der Zeichnung Wachsabdrucke des rechten Knies von fünf berühmten Künstlern [Abb. 4] oder der Neon-Arbeit The True Artist Helps the World by Revealing Mystic Truths (Window or Wall Sign) [18] zum Ausdruck gebracht hatte, thematisierte er in den Graphiken der 1990er-Jahre auf neue Art und Weise. Das Motiv der Hände und die daraus resultierende medienspezifische Problematisierung der Händigkeit führte Nauman zur Radikalisierung dieser Fragestellung. Die Banalisierung der Hand auf der motivischen Ebene kann nicht über die Komplexität dieser Hand-Zeichnungen hinwegtäuschen.

Anita Haldemann, geb. 1965, Studium der Kunstgeschichte und der Ethnologie an der Universität Bern und der Johns Hopkins University in Baltimore. 2001 Promotion in Bern. Seit 2002 Kuratorin am Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel und seit 2006 nebenamtlich Dozentin für Druckgraphik am Advanced Study Centre der Universität Basel (Nachdiplomstudium UP Papierkurator/in). Fachgebiet: Zeichnung und Druckgrafik seit 1800. Ausstellungen und/oder Publikationen zu Michaël Borremans, Róza El-Hassan, Otto Meyer-Amden, Bruce Nauman, Odilon Redon, Rosemarie Trockel, Caspar Wolf u. a.

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