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So formte er beispielsweise das eigene Gesicht mit Hilfe seiner Hände zu Grimassen, als wäre es aus Ton und frei modellierbar. Das Motiv der Hand, insbesondere der Geste, hat in der Kunstgeschichte eine lange und komplexe Geschichte, und spielt besonders in Selbstporträts von Künstlern eine zentrale Rolle, auf die hier nur am Rande eingegangen werden soll. Ironischerweise benutzte Nauman 1967 in einer Studie für Wachsabdrucke des rechten Knies von fünf berühmten Künstlern eben das Knie und nicht die Hand [Abb. 4] und demonstrierte damit eindeutig eine Entfremdung gegenüber dem Geniekult und der Künstlerhand als Fetisch.

Bruce Naumans Zeichnungen werden meist als Entwürfe oder Studien bezeichnet, was zum Ausdruck bringt, dass es sich nur selten um exakte Konstruktionszeichnungen handelt, sondern Plastiken und Installationen auf dem Papier erst entwickelt und durchdacht, entworfen und wieder verändert werden. [3] Dieser Prozess zeigt sich etwa in Formen, die nicht eindeutig definiert, sondern nur mit Linienbündeln angedeutet werden, oder in Linien, die nicht ausradiert, sondern durch lockere Wellenlinien ‹gelöscht› werden. [4]

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