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Dass Nauman diese Paare von Händen als Radierungen in einer Auflage von 50 Exemplaren herausgab kann dahingehend verstanden werden, dass er nicht nur den Anspruch der Könnerschaft umgehen wollte, sondern auch den Begriff des Originals zu relativieren versuchte. Obwohl die Radierung die Qualität einer Zeichnung, einer individuellen Handschrift mit hoher Qualität vermitteln kann, so bleibt sie eine Vervielfältigung, ein Abdruck einer ‹Handzeichnung›, die nur im Ätzgrund als physische Spur des Künstlers exisitiert hat und durch den chemischen Prozess des Ätzens auf die Kupferplatte übertragen bzw. in sie hinein vertieft wurde. Der druckgraphische Prozess vergrössert die Distanz zwischen der physischen Hand, die das Werk geschaffen hat und dem Bild, das schliesslich auf dem Papier erscheint.

Unter den acht Radierungen von 1994 befindet sich ein Druck grösseren Formates, für die Nauman das Verfahren der Vervielfältigung noch weiter entwickelte und durch die Wahl der dargestellten Geste das Thema der Händigkeit zuspitzte [Abb. 9 und 10]. Während sechs Radierungen Paare von Händen zeigen, deren Finger sich auf unterschiedliche Art und Weise berühren, handelt es sich hier um die einzigen Hände, die sich so ineinander schieben, dass eine Art Verkettung oder Verschränkung zustande kommt.

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