This essay discusses the Wittgensteinian notion of rule-following in the dimension of drawing processes, and it regards this processes as the fundament of the prominent topic. Although rule-following is usually interpreted in the philosophical context of meaning, language and mathematics, Wittgensteins remarks are directly concentrated on hands that draw. The essay first investigates remarks on rule-following as exemplified by drawings. So that the different relationships between the production and reproduction of drawings might be seen under the aspect of rule-following hands. In a second step Wittgensteins considerations about indeterminacy and productivity of rule-following processes are compared with one of his own drawing processes, as instanced in his manuscripts. The selected series of drawings – which were dedicated to the problem of touch between a tangent and a curve – illustrates the productivity of drawing reproductions. The paradox of rule-following is based on the productivity of drawing itself and this leads Wittgenstein to his often cited aphoristic analogies between philosophical thinking and drawing.
I. Zwischen linkischem Vor- und ungebärdigem Nachzeichnen
Die Händigkeit der Zeichnung wird in der folgenden Notiz nicht als ein mehr oder weniger simultanes Verhältnis zweier Hände zueinander aufgefasst, die gleichzeitig an der Hervorbringung einer Zeichnung beteiligt sind, indem etwa eine Hand zeichnet und die andere eine Zeichenunterlage stützt, ein Blatt fixiert oder auch eine Räumlichkeit eröffnet, in der sich die zeichnende Hand bewegt und orientiert. [1] Die Händigkeit der Zeichnung wird hier vielmehr als die Beziehung zwischen einer vorzeichnenden und einer nachzeichnenden Hand angesprochen, und zwar unabhängig davon, ob sie der gleichen oder einer wechselnden Körperseite zugeordnet werden können, ob sie auf dem gleichen oder einem wechselnden Stück Papier agieren, ob sie gleichen oder wechselnden Personen zugehören. Gefragt wird stattdessen nach der möglichen Regelhaftigkeit des Nachzeichnens, also nach jener Beziehung der zeichnenden Hände zueinander, die angibt, worin sie übereinstimmen und was sie trennt, wenn sie eine Zeichnung produzieren oder reproduzieren.
Es war auch dieses Themenfeld, im dem Roland Barthes vom «Linkischen der Hand» gesprochen hatte, das ihm als ein Qualitätsmerkmal von Twombly-Zeichnungen auffiel und zugleich deren Unnachahmbarkeit auszudrücken schien. [2] Mit dem Ausdruck des Linkischen wurde also keineswegs eine mehr oder weniger fiktive Links- von einer Rechtshändigkeit zu trennen versucht, sondern vielmehr, wie ich meine, ein allgemeiner Kontrollverlust betont, der gewöhnlich dem Linkischen der Linkshänder nachgesagt wird und zwar unabhängig von der Frage, welche Präzision die motorische Beherrschung ihrer Handbewegungen tatsächlich aufweist.