Ebd., S. 98, Hervorhebungen im Original.
Ebd., S. 99.
Ebd.
Ludwig Wittgenstein, Philosophische Bemerkungen, Frankfurt a. M. 1984ff., Werkausgabe Bd. 2, S. 65.
Ders., Das Braune Buch, Frankfurt a. M. 1984ff., Werkausgabe Bd. 5, S. 187, Hervorhebung im Original.
Diese Frage betont eine Differenz, die zwischen der zeichnerischen Handlung und der als möglicher regelhafter Ursache angenommenen «Absicht» besteht. Diese Differenz kommt noch der gelungenen Nachzeichnung zu, weil jede Absicht in den Bereich der retrospektiven Auslegung fällt: «Und wenn es mir gelungen ist, eine Vorlage nach der vorgesetzten Regel wiederzugeben, ist es dann möglich, den Vorgang dieses Nachbildens, wie er stattgefunden hatte, auch durch eine andere allgemeine Regel zu beschreiben? Oder kann ich diese Beschreibung ablehnen mit den Worten: ‹nein, ich habe mich von dieser Regel leiten lassen – und nicht von der anderen, die in diesem Falle allerdings das gleiche Resultat ergeben hätte›?» [22]
Für jede nachgezogene Linie lassen sich als mögliche Ursachen der Hervorbringung immer verschiedene Regeln angeben. Eben deshalb kann sich ein Nachzeichnen unter Berufung auf psychologische Kriterien als regelhaftes ausgeben: «Wenn auch mein Bleistift die Vorlage nicht trifft, die Absicht trifft sie immer.» [23] heißt es ironisch. Oder sachlich formuliert: «Der Ausdruck der Absicht beschreibt die Vorlage der Abbildung; die Beschreibung des Abbildes nicht.» [24] Um psychologische Erklärungen zu vermeiden (vgl. ebd.), empfiehlt Wittgenstein von Kausalerklärungen abzusehen und vielmehr «Zeichenerklärungen» vorzunehmen, wenn es um die Handlungen selbst geht. [25] Das Nachgezeichnete soll nicht von den möglichen Ursachen aus beurteilt werden, von den angenommenen Bestrebungen und Absichten, denen es scheinbar folgt, denn hier kann man einer Zeichnung verschiedenste Regeln unterstellen. Dies entspricht Wittgensteins früherer bildtheoretischer Einsicht: «[...] wie immer das Bild geschaffen ist, immer kann es auf verschiedene Weise gemeint sein.» [26]
Synonym zum Begriff der Absicht diskutiert Wittgenstein im Braunen Buch den des «Bedachts»: «Frage Dich, wie Du ‹mit Bedacht› eine Strecke parallel zu einem Pfeil ziehst [...] Was ist das Erlebnis des Bedachts?» [27] Um psychologische Erklärungen zu vermeiden, wird auf die Praxis des Zeichnens verwiesen: «Mache einen beliebigen Fahrer auf dem Papier [Abb. 1]. Und nun zeichne ihn daneben nach [Abb. 2], lass Dich von ihm führen.» [28]