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Das Zeichnen mit Perspektivinstrumenten ist mühelos, denn sie ermöglichen, wie der Jesuit Jean Dubreuil (1602–1670) in seiner Perspective pratique (1651) bemerkt, «ein Perspectiv gantz natürlich auffzureissen/ ohne die Reglen zu beobachten.» [26] Im Gebrauch des Instruments wird mathematisches wie praktisches Künstlerwissen für die perspektivische Konstruktion vorgeblich entbehrlich, einfach weil es als mechanisiertes Kalkül in ein Instrument implementiert ist, das die Hand des Zeichners zur korrekten Darstellung nötigt. Diese Vorstellung von der Substituierbarkeit von Erfahrung und Wissen durch das Instrument findet sich auf dem Frontispiz der Ars nova delineandi (1631) des jesuitischen Naturforschers Christoph Scheiner (1573–1650) geradezu paradigmatisch in Szene gesetzt [Abb. 4]: Der Gebrauch des von Scheiner erfundenen Pantographen, darauf verweist die Wolke gleichsam als Verkörperung von Körperlosigkeit, ist so leicht, dass nur mehr Auge und Hand vonnöten seien, um unter der Leitung des Instruments präzise Abbilder zu produzieren. [27] Hookes Dyade von «getreuer Hand» und «zuverlässigem Auge» als komplementäre Elemente eines instrumentellen Gefüges und die Entbehrlichkeit intellektueller Qualifikation ist in diesem Bild eindrucksvoll vorweggenommen.

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