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5. Ausgeblendete Händigkeit

Hookes mikroskopischen Beobachtungen war die Möglichkeit einer nicht-instrumentellen Gegenkontrolle der morphologischen Relation von Gegenstand und seiner Erscheinung im Okular nicht gegeben. Die vorausgesetzte Konvergenz von Instrument und Organ erlaubte Hooke dennoch, die Entdeckung der «wahren Gestalt» unter einer Vielzahl möglicher Ansichten zu behaupten, an die sich die Anfertigung seiner Zeichnungen anschlossen:

«in making of them, I indeavoured (as far as I was able) first to discover the true appearance, and next to make a plain representation of it. This I mention the rather, because of these kind of Objects there is much more difficulty to discover the true shape, then of those visible to the naked eye, the same Object seeming quite differing, in one position to the Light, from what it really is, and may be discover’d in another. And therefore I never began to make any draught before by many examinations in several lights, and in several positions to those lights, I had discover’d the true form.» [61]

Eine Erläuterung der rationalen Entscheidungsgrundlage, auf der die Entdeckung der «wahren Gestalt» unter dem Mikroskop möglich sei, bleibt Hooke seinen Lesern an dieser Stelle schuldig, was kritischen Zeitgenossen nicht entgangen ist. [62] Hooke hat zwar wenige Seiten zuvor einige Bemerkungen über das kontinuierliche Zusammenwirken von Sinnesorganen und den kognitiven Instanzen Gedächtnis und Vernunft im Sinne eines fortschreitenden Lernens formuliert, doch beziehen sich diese eher auf eine allgemeine Methode der empirischen Wissenschaften als dass damit die konkrete Arbeit mit dem Instrument oder das Anfertigen von Bilder theoretisch erläutert würden. [63] Das epistemologische Konzept, das es erlaubt, diese Passage und ihre signifikante Leerstelle zu verstehen, hat Hooke nicht in der Micrographia formuliert, sondern in einem undatierten, wohl aber später entstandenen Vorlesungsmanuskript niedergelegt. [64]

In dem Philosophicall Scribbles betitelten Papier beschreibt Hooke in deutlicher Anlehnung an Descartes’ Modell der mechanistischen Sinneswahrnehmung den menschlichen Verstand als ein Stück weichen Wachses, in das sich die von aussen empfangenen Eindrücke wie Siegel einprägten. [65] Diesem passiven Bereich (passive faculty) stellt er einen aktiven zur Seite, der die Eindrücke ordnet, vergleicht, kombiniert und gegebenenfalls ergänzt, mit dem das Subjekt in der Lage ist, «einen wahren und unmittelbaren Eindruck» von einem entstellten zu unterscheiden. [66] Folglich steigt für Hooke die Kompetenz des Menschen in der Beurteilung seiner Sinnesdaten mit der Anzahl der erworbenen Eindrücke, das heisst mit zunehmender Erfahrung:

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