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[75]

Vgl. Hooke, Micrographia (Anm. 9), Schem. XXIII, Fig. 3.

 

Objektive Bilder ― und das gilt auch für die vollständig automatisierte Bildproduktion seit der Moderne ― werden dort problematisch, wo ihre unhintergehbaren menschlichen Bedingungen (und damit ihre prinzipielle Bedingtheit) selbst aufscheinen. Die reflektierte Hand, seit Parmigianinos Selbstporträt im Konvexspiegel (1524) Inkunabel souveräner maniera, muss bei Hooke ein flüchtiger Oberflächeneffekt bleiben, der nur im Text, nicht aber im Bild erscheint: Lediglich die Spiegelung eines leeren Fensters ist in den Facetten des Fliegenauges zu erkennen. [75] Dass offenbar auch sonst kein Porträt von Hooke existiert, scheint da geradezu folgerichtig in das Bild einer Wissenschaft zu passen, hinter deren Entdeckungen das Individuum als facettenreiche Quelle der Erkenntnistrübung zu verschwinden vorgab.

Hole Rößler, geb. 1975, Studium der Theaterwissenschaft, Philosophie und Neueren deutschen Literatur in München und Berlin; 2008 Promotion »Licht und Evidenz. Studien zur Ästhetik wissenschaftlicher Tatsachen in der Frühen Neuzeit«; seit 2007 Forschungsassistent im SNF-Projekt »Von der Präsentation zum Wissen – Athanasius Kircher und die Sichtbarmachung der Welt« an der Universität Luzern.

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