Hooke, Micrographia (Anm. 9), o. S. [Preface, Bl. g2r–g2v].
Gemäss des Hooke’schen Diktums verdankte die «getreue Hand» ihre Sicherheit in der Bildproduktion der ‹Führungsfunktion› des «zuverlässigen Auges», dessen Zuverlässigkeit wiederum durch das optische Instrument gewährleistet war. Das ideale Resultat dieses Zusammenwirkens kommt zum Ausdruck, wenn Hooke die «mechanische Hand» (Mechanical Hand) des befreundeten Architekten Christopher Wren (1632–1723) lobt, der ursprünglich mit dem Projekt der Micrographia betraut gewesen war. [12] In dieser affirmativen Applikation des Mechanischen auf Organisches formuliert sich ein neuartiger Anspruch an die mimetische Qualität des Bildes im Kontext der empirischen Naturphilosophie der Frühen Neuzeit, der sich nicht nur von den Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst und ihren Theorien, sondern auch von den typisierten ― und meist seit dem 16. Jahrhundert in zahllosen Kopien verbreiteten ― Darstellungen in naturhistorischen Publikationen deutlich unterschied. [13] Die neuen, durch Teleskop und Mikroskop ermöglichten Einblicke in die Natur durften in ihrer medialen Transformation gerade nicht den Anschein erwecken, von stilistischen Eigenheiten oder gar technischem Ungenügen verstellt zu sein. Denn «objektive Bilder» sind ihrer Idee nach Acheiropoieta, das heisst nicht von Menschenhand gemachte Bilder, was ihren Status geradezu auratischer Wahrhaftigkeit und das in sie gesetzte Vertrauen begründet. [14]