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Lange bevor im 19. Jahrhundert die Fotografie und andere bildgebende Verfahren menschliche Zeichner ersetzten, erschienen objektive Bilder am Horizont des Machbaren, insofern die zeichnende Hand im Sinne Hookes nicht mehr nur den ― reine Empirie vereitelnden ― Eigenschaften von Imagination, Methode und Reflexion unterliegen sollte, sondern direkt vom instrumentell perfektionierten Blick geleitet wurde. Bevor sie «im neuen Kosmos verdinglichter Instrumente und Maschinen» dauerhaft aufgehen konnte, musste die Hand von ihrer maniera befreit und zum technischen Instrument erklärt werden. [15]

Ihre Anfänge hat die mechanisierte Bildproduktion in der Entwicklung der Zentralperspektive: Bekanntlich kam schon Filippo Brunelleschi (1377–1446) nicht ohne einen technischen Apparat aus, mit dem die Bilder des Florentiner Baptisteriums und des Palazzo Vecchio hergestellt und anschliessend kontrolliert werden konnten. Die Bedeutung der Zentralperspektive für die abendländische Geistesgeschichte muss hier nicht eigens hervorgehoben werden, entscheidend ist allein, dass sich mit dem perspektivischen Bild die Auffassung von einer den übersubjektiven Prinzipien der Optik gemässen Technik verband. [16] Die in den folgenden Jahrhunderten entstehenden Entwürfe und Konstruktionen von Instrumenten, die es dem Benutzer erlauben sollten, beliebige Objekte in ihrer unmittelbaren Erscheinungsweise zu zeichnen, zogen ihre Berechtigung aus ebendiesem Wirklichkeitsanspruch der Perspektive. [17] Sehstrahl, Linie oder Faden behaupteten einen direkten Kontakt zwischen Auge und Gegenstand, dessen Bild sich gleichsam auf halbem Weg in den Maschen des Instruments fing.

An erster Stelle ist hier an den berühmten Schleier Albertis (1404–1472) zu denken, dessen eingewobenes Raster aus Wollfäden das Sehfeld in diskreten Feldern organisiert, die gleichermassen dem Sehen und dem Zeichnen auf einem proportional zum Schleier gerasterten Blatt eine Orientierungshilfe bieten. Bereits dieser Schleier, in den sich, wie Gerhard Wolf bemerkt hat, die sichtbare Welt selbst «hineinmalt» wie das Christusantlitz in den Schleier der Veronika, überführte das Prinzip des acheiropoietischen Bildes in das Ressort menschlicher Technik. [18]

Befördert wurde die Beschäftigung mit Perspektivinstrumenten in der italienischen Kunstliteratur des 15. und 16. Jahrhunderts nicht zuletzt unter dem Eindruck antiquarischer Forschung und höfischer Kultur. Etliche Entwürfe zu mechanisierten Zeichenpraktiken entstanden im Umkreis einer Antikenforschung, die sich nicht primär auf Texten, sondern auf künstlerische und architektonische Überreste stützte. Die Verwandtschaft der Perspektivinstrumente zu den Methoden der Messkunst versprach eine möglichst exakte Erfassung zum Zwecke von Rekonstruktion und Stilkunde. [19]

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