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Als anagrammatisches Verfahren unterhält die Videographie kein einfaches Abbildungsverhältnis zur Welt, sondern mit ihren besonderen ästhetischen Mittel stellt sie deren reale Codes um und eröffnet neue, auch unmögliche Weltmöglichkeiten.

In der Verschleifung der Sinnesbereiche von Hand und Auge läuft eine Linie durch die Filmbilder, die sich mit unmöglichem Duktus über die Kontinente des Planeten hinweg fortzieht und gelegentlich bis in den Orbit reicht, wo sie noch den Mond mit einem Wasserhahn bekritzelt, und noch weiter bahnt sie ihre Spur und verbindet die Punkte der Sterne zu einer Konstellation, bis sich das eigentümliche Sternbild ‹Koffer› bildet.

Wenn Kentridge bei den Bildanimationen immer wieder der Sternenhimmel als phantastische Projektionsfläche dient, knüpft er damit nicht zufällig an die ästhetischen Techniken des Filmtricks des frühen Science-Fiction-Kinos an. Georges Méliès widmet Kentridge 2003 eigens die Reihe Seven Fragments for Georges Méliès, die unter anderem den Animationsfilm Journey to the Moon enthält. Aber auch schon in Felix in Exile zeigt er sich von jener ‹Magie der Filmkunst› begeistert, die den Mond nicht nur imaginiert, sondern auch animiert. [17]

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