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Im Modus dieser video-graphischen Ästhetik der Apartheid artikuliert Felix in Exile eine Vorhersage oder Warnung, aber auch einen Auftrag, der auf der Einsicht beruht, dass die Apartheid, indem sie ihrem eigenen Gesetz des untersagten Kontakts folgt, genau das Mittel liefert, an dem die Apartheid heilt. Und paradoxerweise heilt sie, indem sie zugrunde geht. Diese Warnung oder diesen Auftrag übersetzt der Film vom Politischen ins Ästhetische. Wie in einem Anagramm formt er das historische Material der politischen Apartheid so um, dass neue Bedeutungen im Sinne von neuen Weltmöglichkeiten anschaubar werden. Video-graphisch zeichnet er den Horizont der Welt als eine Linie, die nicht bloss die Grenze der Sichtbarkeit beschreibt, sondern die in einer Vielfalt von surrealen Grenzüberschreitungen neue und andere Weltzusammenhänge denkbar macht.

Sonja A. J. Neef ist Kultur- und Medienwissenschaftlerin und derzeit Forschungsstipendiatin an der Université d’Evry-Val d'Essonne (Paris) im Feodor-Lynen Programm für erfahrene Wissenschaftler der Alexander von Humboldt-Stiftung. Sie studierte Niederlandistik, Germanistik und Philosophie in Köln und Utrecht/NL. Von 1997 bis 2003 war sie an der Amsterdam School for Cultural Analysis, wo sie 2000 bei Mieke Bal promovierte. Ihre Dissertation wurde mit dem ASCA-grant, ihr Post-Doc Forschungsprojekt über Handschrift im Zeitalter neuer Medien mit dem veni-Exzellenzpreis der niederländischen Forschungsgemeinschaft (NWO) honoriert. Von 2003 bis 2010 hatte sie die Juniorprofessur für Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität Weimar inne. 2010/11 war sie Fellow am internationalen Kolleg «Morphomata» in Köln.

Sonja A. J. Neef hat publiziert zur Kulturtechnik der Schrift (Imprint and Trace. Handwriting in the Age of Technology, London 2011; Abdruck und Spur. Handschrift im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit, Berlin 2008; Sign Here! Amsterdam 2006) sowie zur Kulturtheorie (An Bord der Bauhaus. Zur Heimatlosigkeit der Moderne, Bielefeld 2009; Mieke Bal, Essays zur Kulturtheorie, Frankfurt a. M. 2006; Travelling Concepts: Text, Subjectivity, Hybridity, Amsterdam 2001). Derzeit forscht sie über Astrokultur und die Wechselbeziehungen zwischen Sternenwissen und Weltbürgertum. www.sonjaneef.de

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