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Planetarische Strömungen

In Felix in Exile werden zwei diegetische Räume parallel montiert. Einerseits ist da die offene weite Landschaft in Südafrika, die von einer Landvermesserin, Nandi, mit Hilfe von optischen Instrumenten vermessen wird. Nandi ist buchstäblich eine Video-Graphin: auf grossformatigen Blättern zeichnet sie Skizzen der Landschaft, die sie durch das Zielfernrohr eines Theodoliten betrachtet. Andererseits ist da die Titelfigur, Felix, der sich nackt in einem ganz und gar geschlossenen Zimmer aufhält, einem Hotelzimmer in Paris, spärlich ausgestattet mit einem Bett, einem Klosett, einem Waschbecken und dem Markenzeichen des Exilierten: dem Koffer.

In dieser Inszenierung, in der Innenraum gegen Aussenraum imponiert und sich alles um Isolation und Einsamkeit zu drehen scheint, überrascht kaum, dass Felix als Selbstporträt von Kentridge dargestellt ist. Dieser Selbstbezug des Zeichners, der seine Aussenwelt und letztlich auch sich selbst in einer endlos reziproken Geste in diese Welt hinein zeichnet, liefert ein zentrales Grundmotiv des Films. Denn letztlich handelt der Film vom Exil, und so liefert die räumliche Dichotomie von Ausgeschlossen- und Eingeschlossen-Sein auch den Stoff, an dem sich die video-graphische Ästhetik der Apartheid nährt. Das Grunddrama der Filmfigur Felix besteht in den Drawings for Projection stets in dieser Einsamkeit.

<<  Ausgabe 03 | Seite 96  >>