>>
[26]

Ebd., S. 90.

[27]

George S. Keyes, Die holländischen Wurzeln Vincent van Goghs, in: Van Gogh – Die Porträts, Köln 2000, S. 29.

[28]

Arnold, Vincent van Gogh (Anm. 25), S. 83.

[31]

Shackelford, Van Gogh in Paris (Anm. 29), S. 99.

[33]

Dietrich Schubert, Vincent van Goghs Porträt des Armand Roulin, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 46, 1985, S. 341.

 

Nach Matthias Arnold geht es dem Maler dabei weniger um eine detailgenaue Repräsentation der Figur, sondern primär um deren malerische Verlebendigung. [26] So tragen die Bauernporträts unverkennbar individuelle Züge. Dieser Aspekt wird zum Charakteristikum von van Goghs Kunst und zeigt darüber hinaus auch eine Parallele zu Rembrandt. [27] Dessen Bauerndarstellungen vermitteln ebenso den Eindruck der Belebtheit der dargestellten Figur. [28]

Mit der Ankunft in Paris im Frühjahr 1886 verändert sich die Stilistik van Goghs grundlegend. Die Themen des bäuerlichen Lebens verschwinden und die Düsterheit seiner niederländischen Kunst weicht einer sich «nach und nach aufhellende[n] Farbpalette und eine[r] abwechslungsreichen Strichführung». [29] Zweifellos hinterlassen die Impressionisten und die künstlerische Avantgarde, die van Gogh in Paris kennen lernt und intensiv studiert, einen starken Eindruck auf den Maler und seine Arbeit. Wie Thomas Noll ausführt, lässt sich die Zeit in Paris deshalb als Neuorientierung und abermalige Lehrzeit betrachten. [30]

Die ersten Arbeiten, die der Maler in Paris realisiert, zeigen noch deutliche Anklänge an seine holländischen Wurzeln, wie beispielsweise das Selbstbildnis mit dunklem Filzhut (1886), das durch Dunkeltonigkeit und eine schwermütige Atmosphäre besticht. [31] Doch im Laufe der Monate orientiert sich van Gogh mehr und mehr an seinen impressionistischen Zeitgenossen. So entstehen zahlreiche Farb- und Landschaftsstudien, sowie eine Reihe von Selbstporträts – für die Bezahlung professioneller Modelle fehlen ihm die nötigen Mittel. [32] Diese zeichnen sich durch einen leichten und schmal gesetzten Pinselstrich, ein farbenfrohes Kolorit und kraftvolle Oberflächeneffekte aus. So beschreibt Dietrich Schubert die Schaffenszeit in Paris als Höhepunkt im Oeuvre des Künstlers, die durch eine «disziplinierte Form- und Farbführung» geprägt ist. [33]

Vergleicht man diese Werke nun mit denen, die in den frühen 1880er Jahren entstanden sind, so erkennt man zwei vollkommen konträre Bildkonzepte. Vergessen sind die erdigen Farben, die atmosphärisch dichten und teilweise melancholischen Motive, der dicke harte Pinselstrich, der die Zeit in Antwerpen und Nuenen charakterisiert. Während er sich dort noch deutlich an die holländischen Meister wie Rembrandt, Pieter Bruegel d.Ä. und Jan Steen anlehnt, arbeitet er nun ganz im Stile der französischen Avantgarde.

<<  Ausgabe 04 | Seite 115  >>