Noch entscheidender aber ist, dass erst aus der Auswertung der Programmalternativen die spezifischen Entscheidungssituationen sichtbar werden, die zur strategischen Modifikation des komplexen ikonographischen Arrangements führen und die im Hinblick auf dessen Deutung überhaupt erst eine Annäherung an eine historische Semantik ermöglichen. Mir ist weniger daran gelegen, ein lineares Evolutionsmodell umfangreicher Bildprogramme zu betonen. Es geht mir um die bildimmanenten Reflexionen über die medialen Vermittlungsstrategien und Inhalte. Dabei handelt es sich nicht selten um Bewältigungs- und Lösungsstrategien, die vor allem an den Bruchstellen und in kritischen Momenten des Entstehungsprozesses auftreten.
Ohne an dieser Stelle nochmals die zentralen Argumente dieser Analyse zu wiederholen, soll an einem analogen Fallbeispiel, an Michelangelos (1475–1564) Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle, auf das Analysepotential faktisch realisierter Alternativen eingegangen werden.