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Zu den Beiträgen

Iris Laner setzt sich in ihrem Beitrag mit der ganz spezifischen Wirkungsmacht von Bildern auseinander und fragt davon ausgehend wie auf Grund dieser Wirkung mit Bildern umgegangen werden soll. Am Beispiel des World Press Photo Awards zeigt sie, dass jegliche Wertung von Bildern zugleich eine politische Entscheidung ist, die lebhafte Debatten zu der Frage auslöst, ob die Wertung denn berechtigt sei. Die Debatten um die Kriterien des World Press Photo Award im Blick widmet sich Laner dem Begriff des Ethos bei Platon und der Kritik von Platons Bildethik bei Rancière. Während dieser Platon eine normative Limitierung der Bilder vorwirft, vermag sie diese Gleichmacherei bei Platon nicht zu entdecken. Entgegen einer verkürzten Lesart Platons, die sich alleine für dessen ontologische Bildkritik interessiert, findet Laner bereits in den sokratischen Dialogen einen Sinn für die ethische Dimension des Bildes.

Sie zeigt, dass gerade die rhetorische Dynamik der platonischen Schriften mit ihren wechselnden Gesprächspartnern und verschiedenen, oft unvereinbaren Positionen apodiktische Festlegungen unterminiert und einen Dissens inszeniert, der die Frage nach der Bildwirkung als eine unabschliessbare charakterisiert. Entgegen den Kanonisierungsbestrebungen von Instanzen wie der World Press Photo, die Bildern eindeutige Interpretationen und Intentionen zuschreiben, plädiert Laner für einen produktiven Dissens im Umgang mit der Wirkkraft von Bildern. Bilderstreit ist demnach nicht ein Streit um das, was Bilder sind, sondern eine Auseinandersetzung darüber, was Bilder können und sollen.

Eva Kernbauers Interlude zu einem veritablen Streit der Bilder vertieft die Frage nach einem Kriterium für wahre und gute Bilder am Beispiel von William Hogarths ›Battle of the Pictures‹. War dieses Bild eigentlich nur ein Einladungsbillet zu einer selbst organisierten Auktion seiner Bilder, appelliert es doch gleichzeitig in der Tradition von Jonathan Swifts Battle of the Books an die Moral der Empfänger. Mit einem Bilderstreit im Bild wollte Hogarth auf die Bedrohung der englischen Künstler durch billige Importware aufmerksam machen und die wahre Kunst gegenüber korrumpierenden Mythendarstellungen stärken. Ein Streit um wahre Kunst als Bilderstreit im Bild? Lesen sie selbst.

Ein weiterer historischer Fall des Bilderstreits wird von Sophie Schweinfurth zugänglich gemacht. Ein spätantiker Bilderstreit ist ihr Thema, ausgelöst durch den Versuch des römischen Kaisers Caligula, seine Statue im Tempel von Jerusalem aufstellen zu lassen. Um zu verstehen, worin die Provokation dieses Vorhabens bestand, rekonstruiert Schweinfurth zunächst das jüdische Bilderverbot und zeigt, dass dieses ein Fundament der jüdischen Religion darstellte.

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