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Obwohl diese beiden Kontexte zugegebenermassen eng verstrickt sind – nicht zuletzt, weil sich die Gesellschaftsordnung in der Revolution entscheidet –, so wird die Bedeutung der Bilder hinsichtlich der Sphären Politik und Gesellschaft zumeist doch getrennt voneinander diskutiert. Kritiker und Befürworter beziehen sich in der Bewertung der Bilder entweder auf ihre Bedeutung für die politische Revolution oder bewerten nach gesellschaftlich-moralischen Massstäben. Die ikonische Effektivität der Bilder, wiederum, die sich vor allem aus der Verwendung von unverwechselbaren Merkmalen wie den roten Schuhen und einer spezifischen Pose ergibt, führte dazu, dass die Bilder von Aliaa Magda Elmahdy zum Mittelgrund wurden, auf dem die beiden Sphären Politik und Gesellschaft in der Kritik vermittelt werden konnten. Exemplarisch zeigt sich dies in Bild 6, wenn Aliaa Elmahdy zur Figur einer Kritik an Politik und Gesellschaft wird.

Die Kontroverse um die Bilder von Aliaa Magda Elmahdy ist exemplarisch für eine Kontroverse, die sich an Bildern entzündet und teilweise mit bildlichen Mitteln ausgetragen wird. Ihre besondere Aktualität erfordert es, auch andere mediale Phänomene als das Bild zu analysieren: die enorme Bedeutung sozialer Netzwerke, zum Beispiel, welche in der ägyptischen Revolution grundsätzlich als Katalysator der Ereignisse funktionierten, hat auch im Fall von Elmahdys Bildern überhaupt erst dazu geführt, dass diese eine solche Sprengkraft entfalten konnten. Ausserdem muss die Macht von Bloggern diskutiert werden, die sich nicht nur dadurch äussert, dass Elmahdy ihre in der privaten Sphäre des elterlichen Hauses entstandenen Bilder für eine weltweite Öffentlichkeit zur Schau stellen konnte, sondern auch durch die Diskurshoheit, die andere Blogger im Laufe der Debatte akquirieren konnten.

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