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Mit dem Metzler-Band ist in weiten Strecken die von Panofsky geforderte «Begriffsgeschichte zentraler Termini der Kunstwissenschaft als den ‹Schlüsseln› zu historischen und aktuellen Denk- und Wahrnehmungsmodi» (VIII) entstanden.

Die Position, die Panofsky in den 1920er Jahren jedoch selbst in der Debatte um die «Kunstwissenschaft» vertrat, fordert die Unternehmen der jüngeren Lexika, die ja gerade die Begriffe oder sogar Grundbegriffe ins Zentrum rücken, aber auch grundlegend heraus. Denn freilich stellte Panofsky die «Möglichkeit ‹kunstwissenschaftlicher Grundbegriffe›», die losgelöst von den Gegenständen für sich stehen, fundamental in Frage. [10] Vielmehr stand für ihn zweifelsfrei fest, dass sich Theorie und Empirie sich nicht voneinander trennen lassen: «... kunsttheoretische Begriffskonstruktion und praktisch-historische Tatsachenforschung» stünden in einer «eigentümlichen und unzerreißbaren Wechselbeziehung» [11]. Ohne die «Reflexion ... kunsttheoretischer Probleme» bleibe Kunstgeschichte «Dingwissenschaft». [12]

Es liegt in der Natur der Sache, dass Lexika nur eine Seite der Medaille hervorkehren. Sie rücken die Begriffe und die Theorie ins Rampenlicht und stellen den hohen Reflexionsgrad der eigenen Disziplin unter Beweis. Nach der eingehenden Lektüre von zwei Lexika wünscht man sich allerdings wieder etwas mehr die andere Seite der Medaille, die Dinge, zurück. Keines der beiden Lexika enthält eine einzige Abbildung, die einen inmitten des Texts erst gar nicht über jene «eigentümliche[n] und unzerreißbare[n] Wechselbeziehung» von Theorie und Empirie, von Theorie und Ding, hinwegsehen lassen könnte.

<<  Ausgabe 04 | Seite 127