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Auf der einen Seite steht also massenhaft angefertigte Importware, auf der anderen Seite englische Eigenproduktion; auf der einen kämpfen korrumpierende Mythendarstellungen und katholische Götzenbilder, auf der anderen Hogarths «Modern Moral Subjects», also Bilder von hohem erzieherischen und moralischem Wert; auf der einen Seite droht die Abhängigkeit von Zwischenhändlern, auf der anderen ist künstlerische Selbstorganisation möglich.

Indem Hogarth ein Subskriptionsticket – wie bereits im Fall von Boys Peeping at Nature und später von Characters & Caricaturas und Time Smoking a Picture – zur Darlegung seiner kunstpolitischen Ansichten nutzte, baute er die Funktion des Mediums zur Illustration eines bildlichen Arguments aus. Die Battle of the Pictures war eine Adaption von Jonathan Swifts Battle of the Books (1704), und dass Hogarth dafür die Druckgrafik nutzte, stellte nicht nur einen gelungenen Medientransfer dar. In der Radierung konnte Hogarth einmal mehr als Meister belehrender wie unterhaltsamer Kunst auftreten und sich zugleich in die ikonographische Tradition häretisch-reformatorischer Bildkritik «von unten» stellen.

Auch die Entscheidung, Bilder selbst (anstelle zweier Kontrahenten) kämpfen zu lassen, folgte Swifts Battle of the Books, in der die Querelle des Anciens et des Modernes ebenfalls nicht als Kampf der Autoren, sondern der Manuskripte ausgefochten worden war. Das Motiv der Bilderschlacht war nicht nur originell, sondern auch notwendig, da die Darstellung einer personalisierten Form der Auseinandersetzung mangels eines identifizierbaren Widersachers gar nicht möglich gewesen wäre. Hogarths Gegner waren die Kunstsammler und die Kunsthändler, der Massenimport kontinentaler Bildwerke nach England, [3] der Geschmack der Zeit und andere schier übermächtige Umstände. Ernstzunehmende Befürworter dieser Situation gab es nicht – im Gegenteil. Seit Generationen beklagten sich englische Autoren über das Fehlen einer heimischen Kunsttradition, insbesondere auf dem Gebiet der Historienmalerei:

«I have often wondred [...] that we have never produced an Historical Painter, Native of our own Soyl; [...] we never had, as yet, any of Note, that was an English Man, that pretended to History-Painting», [4] hatte William Aglionby bereits 1685 in einem dreiteiligen Traktat zur Malkunst geschrieben, und folgte selbst mit einer Darstellung, die sich hauptsächlich auf die italienische Kunst beschränkte. Aglionbys Bemühen galt überhaupt erst der Aufbereitung der Kennerschaft für die englische Oberschicht, «to make Painting Familiar and Easie to the Nobility and Gentry of this Nation, and to enter them so far in the Knowledge and Acquaintance of the Italian Painters, that they may converse with their Works, and understand the different Characters». [5]

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