>>

Auch eine Generation später galt Jonathan Richardsons Versuch zur Popularisierung der Kennerschaft in Two Discourses (1719) zwar der Förderung bildender Kunst, nicht aber unbedingt der Förderung englischer Künstler. Richardson war zwar selbst Porträtmaler, sein Status als gentleman verdankte sich jedoch zumindest ebenso sehr seiner wertvollen Sammlung von Handzeichnungen wie seiner Berufswahl. Nicht nur erachtete er den Import kontinentaler Kunstwerke nach England als notwendig, er forderte sogar Einfuhrerleichterungen, denn eine eigene «English School of Painting» sei noch in weiter Ferne: «a thing as yet unheard of, and whose very Name (to our Dishonour) has at present an Uncouth Sound». [6] Aus Richardsons Traktat gehen deutlich die wichtigsten englischen Vorbehalte gegen Kennerschaft hervor: Zentral waren die Einwände der Luxuskritik (der er mit dem Argument begegnete, dass Kunstsammeln keine Geldverschwendung, sondern eine Wertanlage sei [7]) und die protestantische Ablehnung religiöser und mythischer Motive als Götzen- und Heidenbilder – im ikonoklastischen Streit der Bilder eine ungemein wirksame Waffe.

Hogarth nutzte diese Vorbehalte weidlich zur Ausarbeitung seiner eigenen Position. In einer Auseinandersetzung um bildende Kunst gleich zur Schlacht zu greifen, schien ein durchaus probates Mittel in einem Jahrhundert, in dem England und Frankreich sich fast ohne Unterbrechungen in einem Krieg globalen Ausmaßes befanden, an den das übrige Europa in wechselnden Allianzen gebunden war. Bei allem Chauvinismus aber bildete die kontinentale Kunst doch das Maß, an dem auch Hogarth seine Arbeiten gemessen haben wollte, und in diesem Punkt kam die Adaptierung der Querelle des Anciens et des Modernes gerade recht. Die oben geschilderten Zweikampfpaare sollten zeigen, dass seine «modern moral subjects» die alte kontinentale Kunst in moralischer wie auch in künstlerischer Hinsicht überträfen. Nachdem es sich bei der Battle of the Pictures um einen zweckgebundenen Druck in Verbindung mit der Ankündigung einer Auktion handelte, konnten seine Empfänger mit gutem Recht annehmen, dass Hogarth seine eigene Position kommentierte. Und tatsächlich ging es im Wettstreit der Bilder um dieselbe Käuferschaft. Zwar war Hogarth im Medium der Druckgrafik erfolgreich, doch er erreichte den exklusiveren Markt der Kunstsammler nicht. Seine Gemälde blieben unverkauft, und er selbst wurde – nicht zuletzt mangels einer englischen Akademie, die ihm diesen Titel hätte verleihen können – nicht als Historienmaler wahrgenommen.

<<  Ausgabe 04 | Seite 31  >>