Barrett, Caligula (wie Anm. 4), S. 191.
Bernett, Der Kaiserkult in Judäa (Anm. 1), S. 331 ff.
Bernett, Der Kaiserkult in Judäa (Anm. 1), S. 351.
Dazu vgl. Baltrusch, Die Juden und das Römische Reich (Anm. 63), S. 22-58.
Baltrusch, Die Juden und das Römische Reich (Anm. 63), S. 58.
«But whether through his own doing or not, there can be no doubt that Caligula’s reign does mark a turning point in Roman-Jewish relations. Events showed how difficult the position of the Jews had become and how they could find themselves at the mercy of an arbitrary tyrant. All of this strengthened the hands of Jewish nationalists. […] Clearly the difficulties had not disappeared with Caligula’s death. The stage was already set for the final confrontation that would culminate less than thirty years later in the devastating sack of Jerusalem by the Romans.» [76]
Erst im Anschluss an die Herrschaft Caligulas kommt es zur Herausbildung jüdischer, genuin anti-römischer Konzeptionen, die die Ablehnung einer personalisierten Herrschaftsform mit religiös-politischen Freiheitsforderungen verknüpfen. [77] Durch die Statuenaffäre waren die jüdischen Akkulturations-Bemühungen wie das Kaiseropfer im Jerusalemer Tempel ad absurdum geführt worden. Was nun folgte, war eine sich immer stärker radikalisierende Resistenz, die den politischen Gehalt der jüdischen Religion mehr und mehr ausdehnte und die römische Vorherrschaft explizit als Verletzung der Torageltung und Verunreinigung des Heiligen Landes begriff. [78] Die Möglichkeit einer friedlichen, römisch-jüdischen Ko-Existenz war kollabiert: «Ziel war, ein neues, heiliges, von Fremdherrschaft befreites Jerusalem und Zion zu errichten […]. Herrscher über die Juden im neuen Heiligen Land würde nur noch Gott sein, kein Fremder und schon gar nicht ein Fremder, der als Gott verehrt wurde.» [79]
Die Juden hatten immer wieder und Jahrhunderte lang unter Fremdherrschaft gelebt, ohne dass es zu einer derartigen Eskalation der Gewalt gekommen war, wie sie sich dann ab den 60er Jahren des ersten Jahrhunderts in Auseinandersetzung mit den Römern ereignete. Das heißt nicht, dass die jüdischen Beziehungen zu ihren babylonischen oder hellenistischen Oberherrn immer konfliktfrei waren. [80] Aber gerade die babylonische Vorherrschaft ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Juden loyale Untertanen waren, solange die Autonomie ihrer Kultgemeinschaft, ihre religiöse und soziale Exklusivität gewahrt blieb. [81] Dennoch wird bereits in der Begegnung mit der hellenistischen Monarchie [82] eine strukturelle Unverträglichkeit der jüdischen Religion mit dem Konzept einer stark personenzentrierten Einzelherrschaft deutlich; allerdings: «Den Höhepunkt der Spannungen zwischen Juden, Staat und Umwelt indes, begleitet von Pogromen, Opferbefehlen, Jagd auf Juden, innerjüdischen Angriffen auf die ›Befleckten‹ bis hin zu Ansätzen von Ghettoisierung, Kennzeichnungspflicht und rassistischen Elementen der Judenfeindschaft, diesen Höhepunkt treffen wir erst später in römischer Zeit [seit dem 1. Jh. n. Chr., m. A.] an.» [83]