Die erzwungene Politisierung des Bildes
Es gilt also die eingangs gestellte Fragestellung weiter zu präzisieren: Es ging in diesem Konflikt längst nicht mehr um die Vereinbarkeit von Polytheismus und Monotheismus – gerade das Bilderverbot hatte sich ja vor einem genuin polytheistischen Hintergrund ausprägen und konsolidieren können; umgeben von paganen Bildern. Es ging um die Vereinbarkeit des jüdischen Monotheismus mit einer sich als göttlich verstehenden Einzelherrschaft. Aus religiöser Sicht war der Göttlichkeitsanspruch Caligulas für die Juden schlicht unmöglich – die sich aus dem Konflikt ergebende Radikalisierung des Gedankens eines alleinigen Herrschaftsanspruchs Jhwhs auf Israel war für das Selbstverständnis der römischen Kaiser politisch undenkbar. Niemand kann zwei Herren dienen. [87]
Sophie Schweinfurth: Studium der Kunstgeschichte, Alten Geschichte und Alt-Griechischen Philologie an der Universität Basel. Lizentiat 2009 mit einer Arbeit mit dem Titel «Die zwei Gräber des Königs: Das Grablege-Projekt Rogers II. als Ausdruck christlicher Herrschafts-Repräsentation und imperialer Christus-Allusion.» Arbeitsschwerpunkte: byzantinische Bildproduktion (8.-12. Jh.), Kulturtransfer zwischen Byzanz und dem Westen (12. -14 Jh.), frühe italienische Tafelmalerei, Schrift-Bild -Relationen im Mittelalter, Kunst- und Bildtheorie der Spätantike und des Mittelalters (bes. Byzanz). Seit Oktober 2009 Mitarbeiterin beim NFS Bildkritik Cluster 2: «Schrift, Bild, Ornament» mit einem Dissertationsprojekt zum Thema «Schriften in Gold. Zu einer Genealogie der Ikone».