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Eine Einsicht, die nochmals in Frage gestellt werden kann, wie schon die oben zitierte Stelle aus der Politeia belegt. Diese Stelle steht paradigmatisch als Zeichen dafür, dass kein Konsens bezüglich der Frage nach dem Ort der Kunst oder der Bilder im Staat hergestellt werden kann. Es handelt sich immer nur um einen vorläufigen Ausschluss. Die Frage nach dem, was die Bilder und die Kunst dürfen, aber wird offen gehalten, indem Sokrates seinen Gesprächspartnern, den Dichtern und den Künstlern, das Wort anbietet und ihnen Rechenschaft über ihr Tun abverlangt. Was die Bilder und die Kunst dürfen, bleibt bei Platon also durchaus strittig und harrt weiteren Antwortversuchen entgegen. Allein die Wirkung von Bildern und Kunst als das, was sie können, bleibt unbestritten. [48]

Abschließend kann so festgehalten werden, dass sich Rancière mit seiner Charakterisierung des ethischen Regimes der Bilder auf die ausschließlich ablehnende und damit auf nur eine Tendenz unter anderen in den platonischen Ausführungen stützt. Was er aus seiner Interpretation ausklammert, ist die Ambiguität, mit der Platon über den Erkenntnisgehalt und in weiterer Folge die Wirkung sowie die regulierende Rahmung der Bilder spricht.

Diese Uneindeutigkeit zeigt sich auf mindestens zwei verschiedenen Ebenen: auf einer inhaltlichen – Platon bewertet die Bilder verschieden: während er im oft zitierten zehnten Buch der Politeia die Bilder aus seinem Staat zu verbannen gedenkt, zeigen das sechste Buch der Politeia sowie die Überlegungen in zentralen Passagen der Nomoi sowie die Dialoge Symposion, Phaidros und Ion eine andere Perspektive – und auf einer methodischen – Platon geht der Frage nach der Bedeutung der Bilder stets in Form von Streitgesprächen nach, wobei die Gesprächspartner durchaus nicht in allen Fragen, die sie aufwerfen, immer auf denselben Nenner oder zu einer abschließenden Einsicht kommen.

Sowohl die inhaltliche als auch die methodische Ebene legen nahe, dass Platons Ästhetik keineswegs so konsensuell verfasst ist, wie Rancière dies nahe legen möchte. Bei Platon herrscht sowohl in der Frage nach dem, was die Bilder dürfen und sollen, als auch in der Form, wie dieser Frage nachgegangen wird, Dissens. Dieser Dissens zeugt – so viel sollten diese Ausführungen zeigen – von einer Haltung, die nicht so einfach beiseite geschoben werden kann, wie Rancière dies in seiner geschichtsphilosophischen Hierarchie der Regime der Kunst vorschlägt.

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