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Die Botschaft der besten Pressebilder ist keineswegs so eindeutig, wie die World Press Photo dies mitunter suggeriert. [3] Führt man sich eine prämierte Fotoserie aus dem Jahr 2007 vor Augen, dann wird dies schnell deutlich: Philippe Dudouits Arbeit, die den ersten Preis in der Kategorie «People in the News – Stories» gewann, dokumentiert ein Camp von PKK-KämpferInnen, die weit entfernt von der Zivilisation im bergigen Hinterland an der Grenze von Irak und der Türkei ihrem spartanischen Alltag nachgehen. [4] Die Reaktionen, die der ruhige, bedächtige Stil dieser Fotografien hervorrief, waren äußerst heterogen. Ersichtlich ist die überwältigende Schönheit und der Anmut der Darstellung. Spürbar wird auch die Intimität in der Begegnung, wenn das Kameraauge den PKK-Kämpfer durch die zarten Verzweigungen des Waldes hindurch erblickt. Doch wird durch den ästhetisierenden Stil und die suggerierte Nähe nicht mitunter eine terroristische Gruppierung verklärt und werden damit nicht auch ihre Gewalthandlungen verharmlost? Ist dieser Darstellung nicht bereits eine bestimmte Wertung des Dargestellten eingeschrieben, die an die Betrachterinnen weitervermittelt wird? Im Zusammenhang solcher Bedenken stellt sich zudem die allgemeinere Frage, welche Bilder im Zusammenhang der international wandernden Ausstellung der World Press Photo überhaupt den entsprechenden Raum in der öffentlichen Wahrnehmung besetzen sollen.

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