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[13]

Rep., 595a-608b.

[14]

Jacques Rancière, Die Aufteilung des Sinnlichen, Berlin 2006, S. 30.

[15]

Ebd., S. 36.

[16]

Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral, Berlin 1988, S. 402 (KSA: 3, 25).

 

Mit ihrem humanistisch-aufklärerischen Bestreben steht das «Inspire Understanding»-Projekt der World Press Photo ganz im Zeichen des Konsens und der ethischen Wende. Über die zu vermittelnden Werte herrscht vordergründig eine gesetzlich in Form von Ethikprogrammen, wie etwa der Menschenrechte, niedergeschriebene Einigkeit. Diese Werte bieten als ein bereits Übereingekommen-Sein über das Erstrebenswerte – und folglich auch das zu Vermeidende – ein zentrales Kriterium für die Auswahl der weltbesten Pressefotos. Welche Werte aber überhaupt erstrebenswert sind, kann im Rahmen eines solchen «Understanding», das die WPP zu befördern gedenkt, nicht zur Debatte stehen. Damit greift es implizit auf die Unhinterfragbarkeit eines sich als normativ verstehenden ethischen Regulativs zurück.

Ethik und Konsens – Rancières Platon-Kritik

Am Beispiel des Mottos der WPP «Inspire Understanding» zeigt sich schon, dass jener Konsens, der für die Ethik bezeichnend ist, nicht nur in der politischen Ordnung im engeren Sinne zu tragen kommt. Er drückt sich unter anderem im Umgang mit Bildern aus. Der historische Ort des Ethischen liegt auch für Rancière im Bereich der Ästhetik und zwar im platonischen Bildverständnis. Darin wie Platon mit den Dichtern und Malern, die er nicht als integrative Teile der Gemeinschaft anerkennen möchte, umgeht, liegt gleichsam die politische Pointe seines Staatsentwurfs. [11] Die Ebene des Umgangs mit Bildern spiegelt so gewissermaßen auch das politische System wieder: Indem Platon einen Konsens über das, was Bilder können, dürfen und sollen, schaffen will, will er auch eine einhellige Meinung [12] darüber schaffen, wer im Staat welche Aufgaben übernehmen soll, wer sich um was kümmern und wer zu welcher Zeit und in welchem Rahmen sprechen darf.

Der von Rancière problematisierte normativ vereinheitlichende Zug der Ethik der Bilder zeigt sich in der Verbannung der Kunst aus dem platonischen Staat, die Platon im oft zitierten zehnten Buch der Politeia vorschlägt. [13] In seiner Beschreibung des «ethischen Regimes der Bilder» diagnostiziert Rancière in Rekurs auf diese Linie platonischer Überlegungen eine «platonische Abwertung der mimesis» [14] sowie eine «Polemik Platons gegen die Trugbilder der Malerei, der Dichtung und des Theaters» [15].

Rancière teilt hierin unterschwellig mit einer einschlägigen Linie der abendländischen Lektüre der platonischen Ästhetik die Ansicht, Platon sei der «grösste [...] Kunstfeind [...], den Europa bisher hervorgebracht hat» [16]. In Platons Staat gibt es seiner Interpretation nach keinen Ort, nicht einmal einen klar limitierenden Rahmen für die Bilder, da sie unerwünschte Wirkungen hervorrufen können.

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