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Als die Zündung erfolgt war, flogen kleine Stücke von Mauersteinen hagelartig in den Lustgarten und wiederum verdeckte eine Staubwolke das Bild. Wenn auch mit vielen Rissen, schien der Thurm noch ziemlich unversehrt dazustehen.»

Ohne das «Bild» von Schwartz zu kennen, ahnt der anonyme Berichterstatter die sehr viel weiter reichende Konsequenz der ersten, misslungenen Sprengung. Die Aktion vor den Augen des Monarchen verlief,  so könnte man den Vorgang übersetzen, protokollarisch nicht korrekt. Die rasche Beseitigung des ungeliebten, weil zu wenig pompösen Bauwerks, verzögert sich – und dadurch gerät die forcierte Inszenierung eines neuen Ambientes ins Stocken und in ein schiefes Licht. Ein Vorgang, der auch auf die am selben Tag eröffnete Ausstellung der beiden großen Modelle der  künftigen Gedächtniskirche einen Schatten werfen könnte.

Kaum haben sich die Schleier gelüftet, hat der höchste und höchst irritierte, privilegierte Zuschauer seinen prominenten Auftritt,  dessen Erwartungen besonders hoch waren und nun besonders hoch enttäuscht wurden – im Gegensatz zu dem Fotografen, dem das Kunststück einer vollkommenen Illusion geglückt ist.

<<  Ausgabe 04 | Seite 149  >>