Das spricht gegen die naive Vorstellung, eine Wirtschaft ohne Schulden sei wünschenswert (sie hätte kein Geld). Wirtschaftswissenschaftlich umstritten ist dagegen die theoretische Bedeutung dieser Geldschöpfung durch Geschäftsbanken. Die neoklassische Theorie thematisiert Kredit nur als Verschiebung vorhandener (!) finanzieller Ressourcen, mithin nicht als Geldschöpfung. Die faktische Geldschöpfung wird jedoch nicht ignoriert, aus keynesianischen Quellen hat der Mainstream daher die These des Geldmultiplikators übernommen, welche die private Geldschöpfung als Folge von Zentralbankoperationen interpretiert. Damit ist die Bedeutung der privaten Geldschöpfung auf eine Exekution von Zentralbankentscheidungen reduziert. Die postkeynesianische Kritik der Vorstellung eines Geldmultiplikators als eines «Mythos» [17] sieht dagegen die private (endogene) Geldschöpfung als treibende Kraft ohne prinzipielle Beschränkung, welche die Zentralbank faktisch vor sich her treibe.
Angesichts der Frage der Wirksamkeit einer historisch einmaligen Ausweitung der Geldbasis durch die Federal Reserve für die Kreditvergabe durch die Banken ist dies eine der wichtigsten gegenwärtigen Debatten überhaupt. [18] Die Kreditgeldthese von MaD lässt sich also durch Ökonomik konfirmieren – sie ist in ihren Grundzügen triviales Lehrbuchwissen. Freilich wird dieser Vorgang als im Ganzen wünschenswerte Normalität gewertet, nicht als skandalöse (leistungslose) Bereicherung durch Banken auf Kosten der Leistenden. Der Ansicht, private Geldschöpfung sei effektiv nur durch die Kreditaufnahmewilligkeit der ökonomischen Akteure, sowie die Kreditvergabebereitschaft der Banken begrenzt, wird zumindest in der heterodoxen Theorie zugestimmt.
Zur These des Wachstumszwangs
MaD behauptet des Weiteren einen wirtschaftlichen Wachstumszwang, der sich aus der Notwendigkeit monetären Wachstums von Schulden (und entsprechenden Vermögen) ergebe. Letzteres wiederum erklärt der Film aus dem Problem der ‹fehlenden Zinsen›: Kredite werden gegen Zinsen vergeben, die Geldschöpfung schaffe aber lediglich die Kreditsummen, nicht aber die Summe, um die Zinsen für die Kredite abzubezahlen – woher sollten also die Schuldner diese nehmen? Laut MaD muss die Summe für den Zins wiederum geliehen werden, die Schöpfung neuen Kreditgelds sei mithin notwendig, um die Zahlung fälliger Zinsen zu ermöglichen, also Zwangsvollstreckungen zu vermeiden und eine «funktionierende Wirtschaft» zu erhalten (25:40).