>>

Zur Zusammenbruchsthese

Im engen Zusammenhang zur Wachstumsthese steht die These des notwendigen Zusammenbruchs des Finanz- und damit des Wirtschaftssystems. Dass ein kreditgeldbasiertes Wirtschaftssystem unter Wachstumszwang äusserst produktiv ist und dies seine hauptsächliche Legitimitätsquelle darstellt, wird bis in die Wachstumskritik hinein kaum bestritten. Aber: Muss dieses exponentielle Geld- und Kreditmengenwachstum und der Liquiditätsdruck, der auf verschuldeten Wirtschaftsteilnehmern lastet (und als Arbeitsdruck auch auf unverschuldete Wirtschaftsteilnehmer übertragen wird) zwangsläufig zur Überforderung führen?

Wie gesagt kann der Zins erarbeitet werden, solange (Neu-) Verschuldungswilligkeit der wirtschaftlichen Akteure und Kreditvergabebereitschaft der Banken vorausgesetzt werden kann. Diese ‹Produktivitätssteigerung› muss sich weder notwendig in menschlicher Mehrleistung niederschlagen (Produktivitätssteigerung durch Rationalisierung und Technik), noch notwendig den Verbrauch ökologischer Ressourcen exponentiell steigern (Möglichkeit qualitativen Wachstums). [25] Dass das System nicht per se zum Untergang verdammt ist (Zins kann erarbeitet werden), schliesst allerdings nicht die Möglichkeit endogener Instabilitätserzeugung im Finanzsystem aus, welche der behaupteten Bereicherung der Banken im Film entspricht:

Der Kreditdruck kann im Finanzsystem selbst erhöht werden, indem über Kreditvergabe Scheinvermögen geschaffen werden, denen Schulden (Leistungsversprechen in der Zukunft) entsprechen, welche nicht mehr abgearbeitet werden können. [26] Die kreditfinanzierte Wirtschaft hat (historisch-empirisch) die Tendenz der Zunahme des Anteils von Spekulation und Ponzi-Finanzierungen (nicht nachhaltige Kettenbriefe), welche eine Umverteilung von unten nach oben befördern, den Leistungsdruck über das Leistbare hinaus steigern und folglich in schwere Krisen führen müssen. [27]

Fazit

Die Beschreibung des Geldsystems durch MaD ist nicht schlechthin verfehlt zu nennen – nach Massgabe postkeynesianischer Theorie enthält sie überraschend korrekte Elemente. Die Beschreibung des Kreditgelds ist für Laien informativ, hinsichtlich der Frage der Steuerung durch Zentralbank oder Geschäftsbanken dürfte MaD empirisch realistischer beobachten als der ökonomische Mainstream.

<<  Ausgabe 05 | Seite 89  >>