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Die Golden Record weist aber auch mehrere signifikante Leerstellen auf, denn auf dem ‹offiziellen Gesicht der Erde› war weder Kunst vertreten, noch waren Krieg, Krankheit, Armut und Naturkatastrophen zugelassen. Nebst den Bildern waren Grussworte in 55 Sprachen, diverse Naturgeräusche und mehrere klassische Stücke und Musik unterschiedlicher kultureller Herkunft auf dem Datenträger zu finden.

Steve McQueens 70-minütige Projektion wird hingegen begleitet von einer dominanten Tonspur von rezitierenden Männer- und Frauenstimmen. Der in unterschiedlichen Intensitäten, Lautstärken und scheinbar diversen Sprachformen vorgetragene Redeschwall ist tatsächlich nur sprachähnlich. Es sind sinnfreie Lauthülsen von tranceartigem Sprechen, der sogenannten Glossolalie. Diese originalen, historischen Aufnahmen von ‹zungenredenden› [3] Menschen bilden einen unverständlichen Sprachteppich, der im Kontrast dazu die Bildfolge fast verständlich scheinen lässt. Mit dem hinzugefügten kryptischen Soundtrack wird die Frage nach dem Verstehen an sich gestellt, nach der Möglichkeit, überhaupt zu kommunizieren und menschliche Codes entschlüsseln zu können.

<<  Ausgabe 05 | Seite 177  >>