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Der Internet-Animationsfilm Money as Debt (2006) des Kanadiers Paul Grignon ist schliesslich Gegenstand einer postkeynesianischen Analyse von Oliver Kuhn, der sich primär mit den im Film vorgetragenen zins- und bankentheoretischen Thesen auseinandersetzt. Obwohl der als ‹Aufklärungsfilm› annoncierte Animationsfilm wie die ZEITGEIST-Trilogie von Peter Joseph eindeutig verschwörungstheoretisch kontextualisiert ist, führt Kuhn den Erfolg und die Popularität des Films auf eine gänzlich andere Ursache, nämlich auf die an Kindersendungen erinnernde Darstellungsweise der Animation zurück, mit der letztlich auch die verschwörungstheoretische Semantik in ihrer Relevanz für das Gesamtnarrativ relativiert wird. Massenhaft anschlussfähig, so lautet hier der Vorschlag von Kuhn, konnte Money as Debt aufgrund der konsequenten Nutzung von visuellen Stereotypen, Diagrammen und bildlichen Metaphern werden, die nicht einfach als Amplifikationen verbal-sprachlich kommunizierter Sinngehalte betrachtet werden dürften, sondern als kommunikative Zeichen sui generis.

Den Abschluss des Themenheftes – hors cadre – bildet der Beitrag von Cornelia Bohn und Claus Volkenandt, der eine grundlagentheoretische Reflexion zum Konzept der visuellen resp. bildlichen Semantik mit einem close reading von Gelddarstellungen in Kunst und Malerei verbindet. Während im ersten Teil des Beitrags auf der Grundlage einer systemtheoretischen Diskussion eine Systematisierung bildbasierter Kommunikationen erfolgt, die sich mit gesellschaftstheoretischem Anspruch der Herausforderung stellt, jene bislang unausgewiesene Theoriestelle zu benennen, an der die Dimension der Bildlichkeit einzutragen wäre, geht es im zweiten Teil des Beitrags darum, die gesellschaftstheoretischen Potenziale der visuellen resp. bildlichen Semantik in der konkreten Analyse von Kunstwerken am Beispiel von Stefan Lochner, Quentin Massys und Marcel Duchamp zu erproben.

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