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Mit LOVELAND (2011) des kanadischen Künstlers Charles Stankievech existiert ein weiteres Projekt, das ein Diptychon zwischen Buch und Ausstellung aufspannt. Zufällig zur gleichen Zeit produziert wie von Schlegells Dystopia / New Dystopia, handelt die Arbeit ebenfalls von einer Science-Fiction Dystopie. In unmittelbarem Verhältnis zueinander konzipiert, teilen sich die LOVELAND-Videoinstallation und Publikation sehr viel mehr als nur den gleichen Titel.

Als ästhetisch und konzeptuell höchst präzise komponierte Werke funktionieren beide Elemente jedoch sehr unterschiedlich und das vor allem auch durchaus unabhängig voneinander: Während die Installation ein öffentliches, audiovisuelles Erlebnis generiert, das auf den ganzen Körper des Betrachters einwirkt, bietet nämlich das Buch einen eher kleinformatigen, intimen und auch intellektuelleren Zugang zu dem Gesamtwerk. Mit theoretischen und literarischen Texten sowie einer annotierten Bildreihe diverser kultureller Quellen vermittelt das Buch den kritischen Hintergrund der Installation, stellt aber trotzdem auch für sich gesehen eine Form künstlerischer und kuratorischer Wissensproduktion dar. «Das Buch bietet» so Stankievech in einem Interview, «einen anderen Weg, in das Projekt einzusteigen, einen, der mir gleich wichtig ist. [...] So gesehen ist die Publikation nicht so sehr die Dokumentation der Installation, sondern eher ein Archiv, aus dem die Installation geboren wurde, auch wenn dieses erst nachträglich publiziert wurde. In einer ‹Wurmloch-Zeitschleife› funktioniert das Buch also als ein apparatus criticus zu dem Gesamtprojekt.» [28]

<<  Ausgabe 05 | Seite 146  >>