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Im Zentrum unserer Analyse stehen in diesen Bildern verhandelte Themen des Geldgebrauchs und der sich wandelnden Geldtheorien, die uno actu Sinngrenzen zwischen Religion, Ökonomie und Kunst erproben: das Thema Wucher, das Problem des Handels mit Geld und das geldtheoretisch inspirierte Problem des zukünftigen Wertes eines kulturellen Artefaktes.

II.

Erprobt man, wie dieses im folgenden geschehen soll, das Konzept einer visuellen Semantik an der Kunst, fokussiert sich die visuelle Semantik auf eine bildliche Semantik. Leistung der Kunst ist es dabei, sowohl durch ihre Differenzsetzung die Welt als Welt überhaupt erst sichtbar zu machen als auch aus ihrem Beobachtungsgestus heraus, sie in bestimmter Weise sichtbar zu machen. Insofern zeigt die Kunst die Welt als eine Ordnung im Bereich des Möglichen. Diese Ordnungsleistung der Kunst ist anschaulich erschliessbar, indem Formen, Reflexionsthemen, Wissen und deren bildliche Übersetzung vom Werk aus aufeinander bezogen werden.

Dieses sei in einem ersten Schritt am Weltgerichtsbild von Stefan Lochner versucht, das um 1435 entstanden ist und sich heute im Wallraf-Richartz-Museum in Köln befindet [Abb. 1].

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