Mit der Prasserfigur im mittleren Vordergrund erhält auch die Gelddarstellung einen äusserst prominenten Ort im Bild. Dieser steigert sich noch, wenn man ihn in seiner planimetrischen Verspannung mit der Christus-Figur entlang der senkrechten Mittelachse des Bildes sieht [Abb. 2]. Die bildliche Mittelachse teilt die Darstellung, die sich planimetrisch wiederum auf die Gestik Jesu beziehen lässt, nicht nur im Grossen, sondern ebenso im Kleinen. Die Teilung im Grossen meint den weltgerichtlichen Akt, in dem Jesus Erlöste und Verdammte bestimmt.
Der kleinere Bereich wird durch die senkrechte Verlängerung der Regenbogenenden nach unten bestimmt. In ihm wird sowohl der Zug der Verdammten auf das Geld bezogen, [10] wie auch Mass und Unmass im Geldumgang planimetrisch markiert: wenig/er Geld ist dem Segensgestus Jesu in der linken Bildhälfte zugeordnet, deutlich mehr Geld, das man im Zusammenhang mit dem Geldsack auch als im Reichtum akkumuliertes Geld verstehen kann, ist dem Verdammungsgestus zugeordnet. Mit anderen Worten: es handelt sich hier um eine differenzierte Darstellung des tolerierten bzw. nicht tolerierten Geldgebrauchs. Wenn man mit dem Weltgericht dabei den gesamten christlichen Kosmos aufgerufen sieht, zeigt Lochners Bild nicht eine prinzipielle Werfung des Geldes im Christentum, sondern im Rekurs auf Jesus als weltgerichtlich höchster Instanz wird ein gemässigter Umgang mit dem Geld sowohl legitimiert als auch moralisch gefordert.