Goux, The Coiners of Language (Anm. 12), S. 145.
Derrida, Über das Preislose (Anm. 42), S. 20.
Vgl. dazu wie erwähnt ausführlich die moralischen Fragen, die mit dem Drogengeschäft entstehen.
«[P]aper money, being a substitute, elicited the deep-seated suspicion reserved for what is felt to be a Satanic artifice.» [45] Wer diesen teuflischen Pakt mit dem Papiergeld eingeht, verkauft seine Seele und sein Gewissen. Geld ist gleichgültig gegenüber dem Singulären, [46] d.h. auch gegenüber dem Leben der Subjekte, das es zugleich zu determinieren vermag. So ist es für Walt im amerikanischen Gesundheitssystem schlicht eine Frage des Geldes, ob er den Krebs überleben kann. Jedoch bleibt es nicht bei diesem Tausch (Geld für Leben), sondern das Leben der anderen wird zunehmend gleichgültiger (Leben für Geld). [47] Die amoralische Wirkung des Geldes, die nach Derrida ihren Ursprung in den drei Prädikaten der Indifferenz des Geldes hat, nämlich Substitution, Wiederholung, Neutralisation, ergreift Walts Leben zunehmend. Diese moralischen Fragen lassen sich jedoch nicht auf die Narration in Breaking Bad reduzieren.
«Sobald Geld auf der Leinwand zu sehen ist», wie Volker Pantenburg schreibt, «agiert es auf zwei Ebenen. Innerhalb der Erzählung motiviert es Handlungen, treibt es Geschäfte vorwärts, ist […] realistisches Prop. Darüber hinaus jedoch [...] verbindet sich ein allegorischer Überschuss mit den Münzen, Scheinen oder Schecks». [48] Diese Reflexion der eigenen Unterhaltungs- und Geschäftspraxis lässt sich auf Breaking Bad und andere Serien zum Drogenthema übertragen. Das beginnt bei der Analogie zwischen Drogensucht und Fernsehsucht. Insbesondere als Jesse noch Drogen von Meth über Haschisch bis zu Heroin konsumierte, hat er im Rausch meist einfach vorm Fernseher gesessen und sich unterschiedslos alles angeschaut.
Breaking Bad wird zwar auch im Kabelfernsehen gesendet, wird aber zudem, wie anderes «Qualitätsfernsehen» entweder als DVD oder Datei gekauft oder illegal heruntergeladen. Für den Fernsehkonsum stellt sich durch das «watching on demand» nicht weniger eine Analogie zur Drogensucht her. Einerseits können viele ZuschauerInnen des post-broadcast television ähnlich wie zu Zeiten des flows nicht aufhören und schauen sich ganze Staffeln hintereinander an. Dafür müssen sie on demand die gewünschte Ware (oder die Droge) direkt bezahlen (statt einer monatlichen Fernsehgebühr) oder sie machen sich beim illegalen Konsum strafbar.
Obwohl Breaking Bad vor allem zu Werbezwecken im Internet sehr präsent ist, [49] ist die Serie in den USA nicht frei im Netz zugänglich. Auf ARTE, der die Serie in Frankreich und Deutschland ausstrahlt, ist sie dagegen kostenlos online und synchronisiert zu sehen, allerdings etwa ein Jahr nach der Erstausstrahlung.