>>
[34]

Vagt, Geschickte Sprünge (Anm. 23), S. 147.

[35]

Sudhir Alladi Venkatesh, Off the Books. The Underground Economy of the Urban Poor, Cambridge/London 2006, S. 10.

[36]

Ebd., S. 9.

 

«Modellvorstellungen im anschaulichen Sinne haben für Heisenberg nur noch einen ‹symbolischen› Sinn.» [34] Die Gesetzmässigkeiten der Quantenmechanik lassen sich weder modellhaft abbilden, noch vorhersagen, sondern nur statistisch messen und beobachten. Es gibt demzufolge eine Ähnlichkeit zwischen Heisenbergs Ansatz, der Teil des neuen statistischen Wissensdispositivs war, und der Substituierbarkeit von Geld. Es hat symbolischen Charakter, es bildet kein Signifikat ab, sondern es verhält sich relativ zu anderen mathematischen Grössen wie Währung, Inflation, Zinswerten und zum Tauschwert.

So hängt zum Beispiel Walts Leben von den $ 90.000 ab, die er für seine Krebstherapie ausgibt. Diese Summe kann er aber ebenso gut für ein neues Auto für seinen Sohn ausgeben (das er dann verbrennt, weil seine Frau den Besitz dieses Autos verbietet) oder als Bargeld weiterhin aufbewahren. Obwohl sein Leben von $ 90.000 abhängt, würde er dieses kaum gegen ein Auto austauschen, obwohl beide dieselben Kosten verursachen.

Die Unvorhersehbarkeit ökonomischer Entwicklungen dagegen zeichnet sich anhand des Unternehmens «Gray Matters» ab, das er zusammen mit seiner damaligen Freundin Gretchen und einem weiteren Freund Elliott gründete. Als Walt ausstieg, weil es zu (auch amourösen) Konflikten kam, liess er sich $ 5.000 auszahlen. In der narrativen Gegenwart besteht das Reinvermögen des Unternehmens aus 2,16 Billion Dollar. In der fünften Staffel stellt sich heraus, dass Walt jeden Tag den Wert des Unternehmens prüft und mit dem Drogenhandel einen ähnlich hohen Gewinn erzielen möchte. Obwohl er sich 2,6 Billionen Dollar weder anteilig auszahlen lassen könnte, noch dieses Geld jemals ausgeben, orientieren sich seine Handlungen an diesem Wert. Also führt er in der fünften Staffel die Drogenproduktion fort, obwohl ihm 5 Millionen Dollar angeboten werden, wenn er aussteigt und das Drogengeschäft immer weitere Menschenleben fordert.

Nur hat er dabei weiterhin das Problem der Geldwäsche. Während die Herstellung der Droge für Walt als Chemiker kein Problem darstellt, muss er die Distribution erst lernen, was er vor allem durch Beobachtung tut. Zum Erlernen der Untergrundökonomie gibt es keine Bücher oder Kurse, es ist im Gegenteil ihr Kennzeichen, dass sie undokumentiert bleibt, wie auch Sudhir Alladi Venkatesh in seiner Studie zur Gangökonomie herausstellt: «Underground transactions are so varied and commonplace that they escape any attempt at systematic documentation.» [35] Nichtsdestotrotz folgt die Untergrundökonomie strikten Mustern und Regeln. [36] Um sich diese anzueignen, bleiben Walt und Jesse nur Beobachtung und Erfahrung. So stellt sich heraus, dass der Handel über den Kleindealer Jesse und seine Freunde zu viel Verluste und eine zu kleine Gewinnspanne mit sich bringt.

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