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[4]

George Bataille, Der verfemte Teil, in: ders., Die Aufhebung der Ökonomie, München 2001, S. 33–234.

[5]

Bataille, Der verfemte Teil (Anm. 4), S. 42–51.

 

Heterogenität und Homogenität

In Der verfemte Teil [4] kritisiert George Bataille die Begrenztheit ökonomischer Theorien und entwickelt das Konzept einer allgemeinen Ökonomie, die nicht der Annahme einer grundlegenden Knappheit folgt, sondern dem Überfluss und der unproduktiven Verausgabung eine zentrale Bedeutung beimisst. Die bürgerliche Ökonomie, so Bataille, begeht den Fehler, nur diejenigen Tätigkeiten als ökonomische Tätigkeiten zu betrachten, die einer nützlichen Absicht folgen. Die weniger partikulare Perspektive einer allgemeinen Ökonomie zieht dagegen in Betracht, dass der Ursprung jeder Ökonomie in der prinzipiell universellen Verfügbarkeit von Energie liegt, deren Quelle die Sonne ist. So verfügen lebende Organismen über mehr Energie, als sie zur Erhaltung des Lebens benötigen und müssen diesen Überschuss an Energie daher notwendig verschwenden. [5]

Ein zentrales Konzept von Batailles allgemeiner Ökonomie ist die unproduktive Verausgabung. Diese ist das Gegenteil der produktiven Verausgabung, die das bürgerliche Denken der Ökonomie charakterisiert. Nach Bataille sind Produktion und Gewinn, die im Fokus der meisten ökonomischen Theorien stehen, lediglich von sekundärer Bedeutung. Allerdings etabliert dieser Fokus eine Ethik der Akkumulation und Nützlichkeit, die den Kapitalismus fördert und unproduktive Verausgabungen ausschliesst. Dem Antagonismus der bürgerlichen ökonomischen Theorien und der unproduktiven Verausgabung entspricht eine Differenzierung, die Bataille in seinem Essay «Die psychologische Struktur des Faschismus» [6] trifft. Dort unterscheidet er zwischen einem homogenen und einem heterogenen Teil der Gesellschaft, um die Beziehungen zwischen Affektivität und Subjektivität, symbolischen Formen und der sozialen Ordnung zu beschreiben. Das zentrale Charakteristikum der bürgerlichen Gesellschaft ist demnach ihre mit den ökonomischen Verhältnissen verbundene Homogenität:

«Basis der sozialen Homogenität ist die Produktion. Die homogene Gesellschaft ist die produktive, das heißt die nützliche Gesellschaft. Jedes unnütze Element wird ausgeschlossen, nicht aus der Gesellschaft überhaupt, sondern aus ihrem homogenen Teil. In diesem Teil muss jedes Element für ein anderes nützlich sein, ohne daß jemals die homogene Tätigkeit die Form einer in sich wertvollen Tätigkeit erreichte. Eine nützliche Tätigkeit kann immer mit einer andern nützlichen Tätigkeit auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, nicht aber mit einer in sich wertvollen Tätigkeit. Das alles verbindende Fundament der sozialen Homogenität und der ihr entsprechenden Tätigkeiten, ist das Geld, das heißt das quantifizierbare Äquivalent der verschiedenen Produkte der kollektiven Tätigkeit. Das Geld dient dazu, 

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