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[7]

Bataille, Die psychologische Struktur des Faschismus (Anm. 6), S. 10f.

[8]

Ebd., S. 15ff.

 

alle Arbeit zu messen und macht aus dem Menschen eine Funktion messbarer Produkte. In der homogenen Gesellschaft ist jeder Mensch soviel wert wie er produziert […].» [7]

Vom homogenen Teil der Gesellschaft ausgeschlossen ist nach Bataille die heterogene soziale Existenz. Die Heterogenität umfasst alles was sich der produktiven Logik und der Ethik der Homogenität entzieht, was für sich selbst existiert, was nicht assimilierbar oder inkommensurabel ist. Als konkrete Beispiele für heterogene Gruppen oder Personen nennt Bataille das Lumpenproletariat bei Marx und faschistische Diktatoren. Das wichtigste heterogene Element ist für Bataille jedoch das Heilige. [8] Da ihm unbekannte und gefährliche Kräfte zugesprochen werden, provoziert es Reaktionen, die als exemplarisch für das Heterogene betrachtet werden können. So ist das Heilige in der Regel von sozialen Verboten umgeben, die die homogene Sphäre der Gesellschaft vor dem ungeschützten Kontakt mit dem Heiligen schützen.

Heterogene Elemente, so Bataille, rufen starke affektive Reaktionen, wie bspw. Ekel oder Abscheu hervor. Auch Gewalt, Exzess, Delirium und Wahnsinn sind charakteristisch für die Heterogenität, weil diese die Gesetze und Beschränkungen der sozialen Homogenität unterlaufen. Bataille betont, dass die Heterogenität eine andere Realität als die Homogenität darstellt. Eine Realität in der Objekte nicht eindeutig identifiziert werden können, sondern in der Qualitäten von einem Objekt zum nächsten gleiten. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Heterogenität diejenigen Elemente umfasst, die die demokratische, bourgeoise Gesellschaft negieren, die auf einer produktiven Verausgabung beruht. Während die homogenen Elemente produktiv und nützlich sind, sind die heterogenen Elemente unproduktiv, verschwenderisch, gewalttätig, pervers und transgressiv: heterogene Elemente stören und zerstören gewohnte Praktiken und Wahrnehmungen der Individuen und der Welt.

Das Konzept der unproduktiven Verausgabung und die Differenzierung zwischen einem homogenen und einem heterogenen Teil der Gesellschaft kehren in Batailles Schriften zur Ökonomie wieder. Bataille geht davon aus, dass die menschlichen Tätigkeiten nicht auf Prozesse der Produktion und Reproduktion reduziert werden können. Stattdessen müssen zwei Arten menschlicher Aktivitäten unterschieden werden: Ein Typ von Aktivitäten zeichnet sich dadurch aus, dass diese für den Fortbestand der Gesellschaft und der produktiven Aktivitäten notwendig sind. Diese produktiven Aktivitäten sind nützlich, funktional und verfügen über keinen Wert in sich. Sie entsprechen dem homogenen Teil der Gesellschaft.

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