Keen, The myth of the money multiplier (Anm. 17).
Hyman Minsky, Can it Happen Again? Essays on Stability and Finance, New York 1982, S. 6.
Binswanger, Is there a growth imperative in capitalist economies? (Anm. 19), S. 709.
Die These, die Zinsen seien in einem Kreditgeldsystem per se nicht (zumindest nicht für alle Teilnehmer) zu leisten, ist allerdings falsch, insofern der Gewinn der Bank (Zinsen) ebenfalls in den Geldkreislauf zurückfliesst und daher durch den Kreditnehmer erarbeitet werden kann. [19] Damit fällt ein wesentliches Argument des Films. Existiert demnach kein Wachstumszwang, sondern nur eine stetig umlaufende, von Schuldner zu Schuldner übertragene Kreditmenge? Postkeynesianische und weitere heterodoxe Ansätze finden eine andere Erklärung für den Zwang zu monetärem Wachstum: Nur die durch Schulden gesteigerte Nachfrage ermögliche monetäre Profite, könne also zu Investitionen anreizen. Die gesamte Unternehmerschaft kann nämlich sonst nur mit einer aggregierten Nachfrage in Höhe der Summe rechnen, welche sie als Kosten ausgegeben hat. [20] «[R]ising debt plays a crucial role in a capitalist economy». [21]
Die intellektuelle Leitfigur der postkeynesianischen Analyse, Hyman Minsky, hat es so ausgedrückt: «If income is to grow, the financial markets […] must generate an aggregate demand that, aside from brief intervals, is ever rising. For real aggregate demand to be increasing, […] it is necessary that current spending plans, summed over all sectors, be greater than current received income and that some market technique exist by which aggregate spending in excess of aggregate anticipated income can be financed. It follows that over a period during which economic growth takes place, at least some sectors finance a part of their spending by emitting debt or selling assets.» [22]
Nicht anders sieht es der Schweizer Ökonom Martin Binswanger: «An increase in firms’ aggregate spending must be financed by credit expansion of banks (an increase in the money supply) and cannot be financed by additional saving, because in this case the increase in aggregate demand by investment spending is offset by a corresponding decrease in consumption spending.» [23]
Falls die kreditfinanzierte Nachfragesteigerung ausfalle, also im Fall einer Rezession, komme es zu einer katastrophalen Schulden-Deflation. [24] Die derzeitigen Profite (Entschuldung) der Einen hängen demnach monetär an der derzeitigen Verschuldung Anderer. Die künftigen Profite (Entschuldung) der Einen hängen an der künftigen Verschuldung der Anderen. Ohne diese geldsystemischen Bedingungen nützt auch die grösste Arbeitswilligkeit nichts. Die in MaD vertretene These des monetären Wachstumszwangs lässt sich also auch in der postkeynesianischen Theorie finden, wenngleich mit einer völlig anderen Begründung: Nicht aufgrund eines teuflischen Banker-Plots, der im geschöpften Geld die zu zahlenden Zinsen fehlen lässt, sondern aufgrund der Notwendigkeit, Profite zu generieren und zu Investitionen anzureizen, kommt es zu fortwährenden Neuverschuldung. Dieses Argument widerspricht deutlich dem Vorwurf, nur die Banken selbst hätten ein Interesse an der Ausweitung der Kreditmenge.