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Die gewählten Bilder dienen hier nicht lediglich der Unterstützung des verbal kommunizierten Sinngehalts durch ‹illustrierende›, sinnhaft strukturierte Wahrnehmbarkeiten, sondern sind eindeutig selbst kommunikative, mit Bedeutung aufgeladene Zeichen. Die intensive Nutzung von Schrift, Diagrammen und bildlichen Metaphern (das Erarbeiten der Zinsen als Tretmühle) gibt dem überwiegenden Teil der Animationen daher einen genuin kommunikativen Charakter. Denn das soziale Feld der Wirtschaft mit seiner ungeheuren Komplexität lässt sich nicht anhand ‹realistischer› Abbildungen verstehen (Bild einer Bank, Bild einer Fabrik, Abbildung des Gelds), sondern bedarf der sinnhaften Reduktion, der Zusammenziehung einer Selektion seiner zentralen Aspekte zu einer Begrifflichkeit, welche Konkreta hoch aggregiert zusammenfasst. Jede Beschreibung der Wirtschaft (auch die Wirtschaftstheorie) muss dies leisten.

Ich gehe davon aus, dass diese Reduktion der zeitlich (nacheinander) und sachlich (nebeneinander) prozessierten Komplexität auf reduktive (vor allem abstrakte) Begrifflichkeit gerade deshalb der Unterstützung durch Wahrnehmbarkeiten bedarf, obwohl diese nicht in die Form der Wahrnehmung gebracht werden kann. [6] Nicht lediglich zu pädagogischen Zwecken wird in der Ökonomik auf Bildlichkeit zurückgegriffen, schon die Theorie selbst nutzt Bilder (ein klassisches Beispiel wäre der Geld- und Warenkreislauf), in zahlreichen verbalen Darstellungen wird deutlich, dass Theoretiker mit der Entstehung von ‹inneren› Bildern (welche natürlich materialisiert werden können) bei den Kommunikationsteilnehmern rechnen.

Die Thesen

Die Kritik des Finanzsystems, der Geldschöpfung und des Zinses ist ein weites Feld, auf dem sehr verschiedene Analysen der Probleme des Geldsystems und vor allem sehr verschiedene politische Einstellungen und damit verbundene konkrete Lösungsvorschläge Platz finden. In der kritischen Sicht auf die Geldschöpfung finden sich beispielsweise Überschneidungen zwischen ungleichheitskritischen, ökologisch-wachstumskritischen und staatskritischen, vor allem staatsschuldenkritischen Positionen. Die Kritik zielt auf die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken (eher linke Kritik) und Zentralbanken (eher rechte Kritik). [7]

MaD vertritt im geldsystemkritischen Feld eine eher linke, ungleichheitskritische Position (am Ende des Films wird der ‹konservativen› Forderung einer vollständigen Deckung des Geldes durch Gold direkt widersprochen). Die Hauptkritik trifft die privaten Banken und den das System ermöglichenden, korrumpierten Staat (der jedoch als Instrument kollektiv bindender Entscheidungen nicht prinzipiell kritisiert wird). Die Analyse enthält drei Kernthesen:

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