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Das fortifikatorische Ideal der landschaftlich perfekt eingebetteten Festung [26] stand dem ästhetischen Ideal regularer Plätze gegenüber. Allerdings war die exakte Massgenauigkeit von Planstädten in situ kaum wahrnehmbar. Massdifferenzen blieben dem Betrachter verborgen, weshalb sich Idealstädte in gewissen Toleranzen modellieren liessen, ohne dies als ästhetische Minderung zu empfinden.

In diesem Zusammenhang gewann die Qualität des Grundrisses an Bedeutung. Es ist zu fragen, inwieweit gebaute Festungen und Festungsprospekte auf Papier als repräsentative Einheit verstanden wurden. Diente ein Festungsabbild mit idealisierter Grundrissstruktur als Abbild der Grösse, Stärke und Form und sollte die Regularität in dieser medialen Inszenierung die Repräsentation militärischer Macht verstärken? Dieser im Abbild und Modell wirksame ästhetische Perfektionismus wurde vielleicht von den Ingenieuren in den frühen Projektierungsphasen genutzt, um das künftige Projekt durch Idealisierung gegenüber den Auftraggebern besonders plausibel zu machen (Abb. 14).

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