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Wohl durchaus als kritischen Kommentar zu einem Jahrhundert problematischer Gehirnbedeutungen und Hirntheorien hatte die kanadische Künstlerin Louise Wilson schon 1996, also in den Anfangsjahren des Brain Imaging, eine auf den ersten Blick an Sigmund Freuds berühmtes Sprechzimmer erinnernde Installation mit dem Titel «Possessed» entworfen. Allerdings wartete in ihrem Kunstprojekt kein freundlich zuhörender Analytiker auf Patienten, sondern ein Fernseh-Bildschirm hielt in knapper Augenhöhe über der Couch den Besuchern farbige Hirnbilder vor. Was einmal die Deutungskunst des Therapeuten gewesen war, so ließe sich dieser erste Eindruck von der Installation zusammenfassen, war inzwischen an Maschinen delegiert worden, die den Klienten freilich weder ins Gebet nahmen, noch einer Therapie unterzogen, sondern ihm nun vielmehr den Spiegel technisch-visueller Selbsterkenntnis vorhielten.

Spätestens der Titel unterstrich dabei, dass dies nicht affirmativ zu verstehen sei, obendrein rückte der Apparat dem Klienten bedrückend nah und lieferte nur ein flaches Bild. Denn damals hatte es so ausgesehen, als ob die neuen bunten Hirnbilder vor allem dazu taugten, ausgediente Hirntheorien einer strikten Lokalisierung psychischer Eigenschaften wiederzubeleben.

In diesem Sinne hätte die Künstlerin also das Verdikt der etablierten Hirnforschung über die Psychoanalyse benutzt, um im selben kritischen Modell nun die vermeintlich avancierte Hirnforschung in die Sichtbarkeit ihrer phrenologischen Altlasten zu entstellen. Aber wer sich auf die Couch legte, konnte entdecken, dass zur Installation auch ein interaktiver Teil gehörte, bei dem im Sinne einer Meditationsübung mit freundlicher Stimme Suggestionen zur Beruhigung und zur Entspannung gegeben wurden.

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