Per Audioansage wurde die Besucherin, wenn sie sich auf die Couch gelegt hatte, schließlich aufgefordert, eine bestimmte, auf dem Bildschirm rosa markierte Stelle im Hirnbild zu berühren, von der es hieß, sie zeige den Schmerz einer Migräne an und die Berührung würde den Schmerz lindern. Bei entsprechender Berührung der Stelle auf dem Bildschirm verblasste tatsächlich nach einiger Zeit die rosafarbene Markierung. Wer immer sich auf die Couch legte und das Bild berührte, konnte so also den vermeintlichen Kopfschmerz ausschalten – wobei der Bildschirm allerdings immer ein MRT-Bild vom Gehirn der Künstlerin zeigte, deren rosa Aufleuchten bzw. Verblassen vorab programmiert war. Als kritisches Kunstwerk klassischen Zuschnitts ließe es sich damit zum Äquivalent von Vuls Intervention stilisieren: Selbst noch die funktionelle Bildgebung sei nicht mehr als ein eitler Selbstbespiegelungszauber, mit dem Wissenschaft die Öffentlichkeit einlullt statt die harten Grenzen der Methode angemessen zu respektieren.
Aber Wilsons Installation erschöpfte sich nicht in einer solchen geradlinig kritischen Lesart, sondern erweist sich vielmehr als flexibel auch noch im Hinblick auf die neuesten Wendungen der Neurobildgebung. Zwei Aspekte erscheinen mir dabei wesentlich.
Erstens operiert die Installation präzise im Zwischenraum jener für die gegenwärtigen Neurowissenschaften ebenso wie für deren populären Rezeption charakteristischen Spaltung zwischen Ich und Gehirn. Obwohl sich alle Welt und vor allem die Hirnforscher über die Absurdität von Descartes’ Dualismus echauffieren, perpetuieren sie doch zugleich die strikte Trennung von Gehirn und Geist, wenn sie immer perfekter die materialen Substrate der Aktivität eben dieses vermeintlich so ungreifbaren Ichs demonstrieren, das Träger seines Gehirns sein soll – oder sollte man besser sagen, das von seinem Gehirn getragen (oder vielleicht ertragen) wird?
Zweitens wirkt die Installation dort noch weiter, wo Vuls Argument in die Schranken des wissenschaftlichen Diskurses über die Wahrheit neuroexperimenteller Studien verwiesen wird. Die Bilder des functional Neuroimaging sind die Produkte eines komplexen Technikeinsatzes und doch «nur» Abbilder bestimmter Durchblutungsprozesse untersuchter Gehirne. Ihre Wirklichkeit aber reicht viel weiter als die jeweilige Aussage, die sie in einer Publikation stützen sollen und übersteigt eine solche Evidenzfunktion – so wie die Installation zu einer wenigstens teilweisen Identifikation mit der als Bildsequenz fest abgespeicherten Gehirnwirklichkeit der Künstlerin auffordert und gerade damit neue Denkprozesse auslöst, von denen wiederum angenommen werden muss, dass sie sich in ähnlichen Bildern visualisieren ließen. Bereits 1996 führte Wilson funktionelle Bildgebung als Voodoo-Technik vor, nämlich als Ritual einer Beseelung und Verlebendigung technischer Artefakte.