Canguilhem, Discovery (Anm. 35), 517.
Schrödinger, Die gegenwärtige Situation in der Quantenmechanik [Anfang] (Anm. 25), S. 810.
Hans-Jörg Rheinberger, Experiment – Differenz – Schrift, Marburg 1992, S. 85.
 Die           Bezugsetzung eines solchen   Modells zu dem beforschten     Gegenstand        unterzieht es sozusagen einem   Auffassungsregime,  das    seine  Autonomie   in     Frage stellt und auf die    Gemeinsamkeiten    reduziert,  die es mit   seinem     Bezugsgegenstand  hat. Eben diesen    Vorgang des  partiellen     Selbstverlustes   des      Modellgegenstandes und der  gegenseitigen     Anverwandlung des     Modells    mit dem    Bezugsgegenstand  führt die     Pippo-Anekdote    kunstvoll        übersteigert vor Augen. Das klassische Modell befindet  sich    sozusagen in   jener   Phase,     in der es  von Menelaos umfasst wird  und    sich durch      beständige    Gestaltwechsel zu  entziehen versucht. Hier     kommt    wieder  der   in  der Pippo-Anekdote  diskutierte  Gedanke   einer      gesteigerten     Unmittelbarkeit ins Spiel, die   sich aus der        Unbestimmtheit  des   Modells  ergibt. So, wie das  sich in öffnet sich  gegenüber dem     komplexen und dynamischen    Gegenstand   ebenso   wie  gegenüber der     vorläufig noch offenen    Konkurrenz   verschiedener    Erklärungen für   das   beforschte  Phänomen und   wird   dadurch zur    Verkörperung   zweier    unterschiedlich   charakterisierter    Unbestimmtheiten.   Wie    Canguilhem in   diesem   Zusammenhang   ausführt,  ist nicht diejenige      Hypothese die  beste,  die   direkt zu   ihrer  eigenen Bestätigung    führt und   die auf  Anhieb eine      Beschreibung des  jeweiligen    Phänomens in einem    Erklärungsschema      erlaubt.  Stattdessen sei es    diejenige, «which    obliges the       researcher, by dint of   an  unforeseen discord between the     explanation      and the    description, either to correct the description  or  to           reconstruct the schema of explanation. Could not one say,   similarly,           that in biology the models which have the chance of  being  the    best    are     those which halt our latent tendency to  identify the     organic    with  its    model?» [36] Ein schlechtes  Modell in  der     Geschichte   der     Wissenschaften sei, so Canguilhem,  eben  jenes,    welches  die   Imagination     für ein gutes halte. [37] Als   die besten    Modelle    erscheinen dann in  der    Umkehrung solche,  die  den    Gegenstand des    Interesses nicht  scheinbar    problemlos  und  «klar» [38] abbilden,   sondern  den Blick  aufhalten und in     ein Spiel     verschiedener   Möglichkeiten  verwickeln. Hans-Jörg  Rheinberger       hat  diese   Beobachtung  gewissermassen  zugespitzt,  indem er    angedeutet     hat,   dass vollkommen  passive  Abbildungen  überhaupt    nicht als  Modelle      anzusehen seien. Die  Modelle  in  der Biologie    seien, so  schreibt er, 
«in      der Regel  als   epistemische    Dinge bereits  genügend etabliert, um   als       erfolgversprechendes    Forschungsfeld  zu gelten, und damit auch       bearbeitet   zu werden;    und sie sind in  der Regel noch nicht so weit        standardisiert,   daß   sie bloß noch  als unproblematische  Subroutinen   in     die     differentielle  Reproduktion anderer  Wissenschaftsobjekte    eingebaut       sind.  Ein  experimentelles  Modellsystem hat so immer etwas    vom      Charakter   eines   Supplements: Es steht für etwas, durch dessen         Abwesenheit es    überhaupt  erst wirksam werden kann. Und es drängt   als        Supplement  dazu,  durch ein  ‹anderes› abgelöst zu werden. Es    ist    ein    Modell  in der  Perspektive  dessen, was an ihm  ‹zu    wünschen›     übrig  läßt.    Es  repräsentiert innerhalb  eines      Forschungsprogramms     diejenigen    ‹Fragen,  die im Labor  zugänglich      sind›.» [39]





